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den dieses immer weniger werden, je mehr sie der Weichlich—
keit und Üppigkeit froͤhnen. —
F. 5.
In Ausehung der Geistesbildun g sind die Menschen
auch ungleich. Sie erscheinen in einigen Laͤndern als sehr
verstaͤnrige und kluge Geschoͤpse, in andern aber siud sie mei⸗
stens unwissend und dumm; aur einigen Orten sind sie sehr
menschlich und artig, an andern Orten hingegen unmenschlich
und grausam. Daher werden sie gemeiniglich in Witde,
welche gar keine sittliche Bildung haben, ja sogar hier und
da Menschenfleich essen; in halbwiide Barbare n, welche
sich schon ein wenig aus diesem thierischen Zustande heraus ge⸗
hoben haben, und in eul tivirte, das ist, in vernuͤnftige
und gesittete Menschen eingetheilt. Wenn man daher saget,
dieses oder jenes Vols hat Cultur, so heißt das im wei⸗
tern Sinne so viel als: dieses oder jenes Volß sey zu
vernuͤnstigen und gesttteten Menflhen gebildet worden.
Zu dieser Ungleichheit der Menschen in Ansehung ihrer
Gemuͤthsbeschaffenhett traͤgt oͤsters auch schon ibre Lebens⸗
art sehr viel bey. Einige Voͤlker leben von Thieren, welche
sie jagen und erlegen, andere von Fischen, weiche sie fangen,
und werden darum Jaͤger⸗ und Fischervolker genannt.
Das bestaͤndige Herumschweifen in den Waͤldern, und das
unaufhoͤrliche Verfolgen und Toͤdten der Thiere macht diese
Menschen gefuͤhllos, und es zelget sich weit mehr Rauhes in
ihrem Betragen, als in jenem der Hirtenvoͤlker oder
Nomaden, welche die Thiece zahm machen, von ihrer Milch
leben, und mit ihren Herden bestaͤndig von einer guten Wei-
de zur andern herum ziehen, Aber mit der Lebensart der
Ackers leute, welche Getreide bauen, Weinstoͤcke, Frucht⸗
baͤume, und verschiedene eßbare Pflanzen ziehen, vertraͤgt sich
das Herumsschweifen nicht. Ihre Beschaͤftigung gewoͤhnt sie
an Fleiß, Sparsamkeit und Ordnuug. Die Bewohner
der Staͤdte, besondere der groͤßern sind zwar feiner, ar⸗
diger, gebildeter, aber auch weichlicher, uͤppiger, und meh⸗
reren Lastern ergeben, als die Laudleute.
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Deit—