fullscreen: Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden (Teil 3)

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In einzelnen Teilen des Landes hatte der Feind unmenschlich 
gehaust. Zahlreiche Städte und Dörfer waren zerstört und viele Bewohner 
getötet; die Felder lagen unbebaut da, und manche Gegenden glichen 
einer Wüste. Der König beurlaubte Soldaten, welche die brach 
liegenden Äcker bewirtschaften sollten. Unter die verarmten Bauersleute 
verteilte er 35 000 Militärpferde, welche nach dem Kriege überflüssig 
geworden waren. Er öffnete die Kornmagazine und ließ 40000 
Scheffel Saatkorn austeilen, da es hieran besonders mangelte. Die 
niedergebrannten Städte und Dörfer wurden wieder aufgebaut. 
Einigen Gegenden erließ Friedrich entweder ganz oder zum Teil die 
Steuern, und Schlesien schenkte er obendrein neun Millionen 
Mark ans seilten eigenen Ersparnissen. 
2. Sorge für das Heerwesen. Der König brachte den Bestand 
des Heeres nach und nach ans 200000 Manu, da Preußen offene Grenzen 
hatte und von Feinden rings umgeben war. Er sorgte für eine tüchtige 
Ausbildung der Truppen, besonders der Reiterei (Ziethen und Seydlitz) 
und Artillerie, und schuf die reitenbe Artillerie und die Jäger-Bataillone. 
Für die Ausbildung der Offiziere, die fast sämtlich dem Adel angehörten, 
sorgten die Militärakademie, die heutige Kriegsakademie, und 
mehrere Kadetteuhäuser. Invaliden sanden in dem Invaliden- 
Hause zu Berlin eine gute Aufnahme. — Die eine Hälfte der Soldaten 
waren angeworbene Ausländer, die andere Landeskinder 
(Werbe- und Kantonsystem). In großen Feldmanövern prüfte und 
bildete der König, dje Tüchtigkeit seiner Soldaten. 
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für die Landwirtschaft In die entvölkerten Gegenden 
ließ er Ansiedler kommen; doch ging er bei der Besiedlung des 
Landes planmäßig vor. Den Württembergern und Hessen überließ 
er guten Ackerboden; die Holländer und Friesen sollten sich der 
Verbesserung der Viehzucht und des Milchwesens annehmen, die Pfälzer 
den Gartenbau heben und die Italiener der Seidenraupenzucht auf- 
helfen. Jeder Ansiedler erhielt ein Gebiet angewiesen, wo er seine seit¬ 
herigen Erfahrungen und seine Kenntnisse am besten verwerten konnte. 
Mindestens 300 000 Kolonisten wurden herangezogen und etwa 900 neue 
Dörfer angelegt^. / ^ 
An der Oder und Warthe lagen große Sümpfe und morastige 
Strecken. Die Bewohner dieser Gebiete lebten notdürftig' von Fischfang, 
Jagd und Viehzucht. Friedrich ließ an den Flüssen große Dämme auf¬ 
werfen, verschaffte dem Wasfer einen rascheren Abfluß und verhütete so 
die Überschwemmungen; ein breiter und tiefer Kanal legte das Sumpf-
	        
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