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Bei der Rückkehr aus Petersburg wurde sie wieder von Schenken-
dorf begeistert gefeiert:
O süße Königin,
Der Herzen Meisterin!
Es ist dein Bild,
Herrin, das in der Nacht,
Ein holder Stern, uns wacht,
Das uns mit Zaubermacht
Die Seele füllt.
Ihren Ruhm verkündete derselbe Dichter in den Versen:
Männernacken war gebogen,
Stolzgewappnet Frauenbrust.
Lauter noch klang ihr die allgemeine Verehrung entgegen, als sie
endlich nach Berlin zurückkehrte und das Volk ihr in die trauernden
Augen sah. Da begrüßten sie Heinrich von Kleist und Zacharias Werner
in tiefempfundenen Versen. Werner flehte zum Allmächtigen, gleichsam
anknüpfend an den Psalm, der sie tröstete:
Laß ihr aus Tränensaat
Frieden erblühn!
Fouque gelobte es sich: „Wir müssen kämpfen und sie freudig leuchten
sehen um unsere Siege." Gewaltig aber schwoll der Chor der Dichter
an, als der 10. März 1810 kam, der ihr letzter Geburtstag werden sollte.
Am meisten- aus dem Herzen sprach dem Volke Heinrich von Kleist mit
seinem aus der Tiefe seines großen Gemütes hervorbrechenden Gedichte:
Du, die das Unglück mit der Grazie Schritten
Auf jungen Schultern herrlich jüngsthin trug,
Wie wunderbar ist meine Brust verwirrt
In diesem Augenblick.
Denn eine Glorie in jenen Nächten
Umglänzte deine Stirn, von der die Welt
Am lichten Tag der Freude nichts geahnt:
Wir sahn dich Anmut endlos niederregnen.
Daß du so groß als schön warst, war uns fremd!
Ein ungenannter Sänger, man will auch auf Kleist raten, stimmte
ein Rosensonett auf sie au:
Vom Himmel steigt die heil'ge Schönheit nieder.
Hier überirdisch wundervoll zu blühen.
Wie dir sich Herzen, dir sich Knie neigen.
So laß auch mich dir Blumenopfer bringen.
Dir Götterblume, hohe Königin!