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König Friedrich verbrauchte für seinen Hofhalt in keinem Jahre mehr als den fünften
Teil einer Million. Was er hier sparte, gab er willig für seines Volkes Wohl-
fahrt hin.
III. Nach dem siebenjährigen Kriege.
1. Der König heilt die Wunden des Krieges. — Sobald der
Friede geschlossen war, verteilte der König Saatkorn unter die verarmten Land-
leute; er gab 60 000 Militärpferde für den Ackerbau her, unterstützte die not-
leidenden Gegenden und baute die niedergebrannten Ortschaften wieder auf.
2. Er fördert die Bodenkultur und Viehzucht. — Der König
schützte seine Bauern vor willkürlicher Plackerei mit Hand- und
Spanndiensten und vor übler Behandlung. Die W a r t h e b r ü ch e wurden urbar
gemacht, an der Netze und in Pommern und Schlesien siedelten sich viele Tausende
von Kolonisten an.
3. Er fördert Gewerbe und Handel. — Zu seiner Zeit wurde
Berlin eine Fabrik st ad t. Der König förderte mit großem Eifer die hier
neu errichtete Porzellanfabrik (1761), in Schlesien besonders die
Linnenweberei, welche damals den Webern im Gebirge einen guten Ver-
dienst gewährte. (Ausfuhr nach Amerika jährlich fast 12 Millionen Mark.) Um
zu verhüten, daß sein Volk durch Wucher herunterkomme, sorgte der König
dafür, daß Kaufleute (in der „Königl. Bank" und in der „Seehandlungs¬
gesellschaft") und verarmte Gutsbesitzer (gegen Verpfändung ihres Be-
sitzes durch „Pfandbriefe") Geld zu geringen Zinsen bekamen. Daß der König
bald nach dem siebenjährigen Kriege die Aceise auf andre Waren ausdehnte und
durch französische, damit vertraute Beamte streng einrichten und verwalten ließ
(„Regle"), daß er den Alleinhandel mit Tabak und Kaffee (Tabak-, Kaffee-
monopoy dem Staate zuwies, erregte große Unzufriedenheit und führte
einen unerhörten Schmuggel herbei; denn der Kaffee hatte die Biersuppe ver-
drängt und war ein beliebtes Getränk geworden.
Die masurischen Seeen Ostpreußens wurden durch einen Kanal verbunden,
überhaupt die Binnenschiffahrt kräftiger als je gefördert.
4. Er gewinnt und fördert Westpreußen.
Nach dem Tode des polnischen Königs August III. verhinderte Kaiserin
Katharina II. von Rußland eine Reform, indem sie durchsetzte, daß ihr Gunst-
ling Stanislaus Poniatowsky zum Könige von Polen gewählt wurde
(1764). Vaterländisch gesinnte Edelleute ergriffen gegen diesen und Rußland
die Waffen. Um zu verhüten, daß ganz Polen in die Hände der russischen
Kaiserin falle, sahen sich Friedrich II. und Maria Theresia genötigt, mit der
Zarin sich zu vereinigen zur ersten Teilung Polens 1772: Rußland nahm
das Land bis zur Düna und zum Dnjepr (2000 Q.-M.); Österreich: Galizien
und Lodomirien (1500 Q.-M.). Preußen erhielt Westpreußen (außer
Danzig und Thorn) unddenNetzedi strikt (600 Q.-M.), und es war ein
großer Segen für diese zucht- und gesetzlosen Gebiete, daß sie unter die Pflege
der Hohenzollern kamen.
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