Aber freilich ist solche Gleichgiltigkeit gegen die eigene Persönlichkeit
nur scheinbar, in Wahrheit ist sie reiner Gewinn, denn wer sein Leben so
gering achtet, daß er es für die große Sache freudig opfert, der wird für
das ewige Leben bei Gott gerettet werden, und im Vergleich zu diesem
höchsten Gut erscheint der Besitz der ganzen Welt bedeutungslos.
Und damit findet auch die pharifäische Lohnfrage, die sich in den
Erwartungen der Jünger so unverständig und unfromm vordrängt, ihre Er⸗
ledigung. Gott hält das Himmelreich offen für alle, die seinem Rufe folgen,
aber blind, der nicht erkennt, daß nur Güte des himmlischen Vaters es ist,
die vergilt, und der mit irgend welchem Anspruch, sei es auch für die höchste
Leistung, vor Gott treten wollte, da er doch bestenfalls nur getan hat, was
er als Gottes Eigentum zu tun schuldig war.
Und so sei es auch mit Ehre, Größe und Vorrang gehalten. Der
Jünger Jesu soll wissen, daß seine Ehre nicht dort wurzelt, wo weltliche
Ehrsucht ihre Früchte pflückt, für seinen Wert vor Gott vielmehr lediglich das
Maß seiner der Gesamtheit geleisteten Dienste oder seiner Dienstwilligkeit ent⸗
scheidend ist. Im Dienen soll er die Aufgabe seines Lebens finden, wie
auch des Menschen Sohn nicht in die Welt gekommen ist, um sich dienen zu
lassen, sondern sein Leben hinzugeben im Dienste vieler.
Die Worte Mt. 161160 Petrusbekenntnis) atmen den Geist einer
späteren Zeit, der werdenden tatholischen Kirche: Der Ausdruck „meine Ge—
meinde“ setzt bereits eine Loslösung von der Volksgemeinde Israels voraus,
die Jesus so kaum erwartet oder erstrebt hat; auch die feierliche Proklamation
des Primates des Petrus, dem für die Zeit nach dem Tode Jesu die oberste
Verfügungsgewalt zugesprochen wird, steht in direktem Widerspruche nicht nur
mit V. 23, sondern auch mit Jesu eigensten Erklärungen über die Größen—
verhältnisse im Reiche Gottes (Me. 93 und sonst), sowie mit allen Voraus—
setzungen des Paulus über das Apostelamt und mit seinem danach bemessenen
Verhalten zu Petrus (VBgl. 1 Kor. 3,4 und 9; Gal. 2). Erst die späteren
Gegensätze zwischen Paulus und Petrus führen zur richtigen Beurteilung der
Stelle.
In engem Zusammenhang mit dem Messiasbekenntnis und der Leidens⸗
verkündigung steht die Erzählung von der Verklärung Jesu, der wohl eine
Erinnerung an ein visionäres Jüngererlebnis in einer Stunde gewaltig ge—
hobener Stimmung zu Grunde liegt. Sie drückt das göttliche Siegel auf das
Petrusbekenntnis, indem sie Jesus in der verklärten Lichtgestalt des Auf⸗
erstandenen zeigt, zu dem sich der große Gesetzgeber und der große Prophet
der Vorzeit bekennen: Jesus ist trotz seines Leidens und Sterbens der Messias,
und auch Elia ist gemäß der Verheißung bereits dagewesen in der Verson des