Object: Weltbürgertum und Staatsgefühl (H. 68)

6 Es gibt kein Deutschland 
3. Dos „vaterländische Interesse nur für unreife Nationen wichtig" (Schiller)? 
Ru bol stabt, ben 13. Oktober 1789. 
. . . töir Heueren haben ein Interesse in unserer Gewalt, bas kein 
Grieche unb kein Körner gekannt hat, unb bem bas tmterlänbifche In¬ 
teresse bei weitem nicht beikommt. Das letzte ist überhaupt nur für 
unreife Nationen wichtig, für bie Jugenb ber Welt. (Ein ganz anberes 
Interesse ist es, jebe merkwürbige Begebenheit, bie mit Menschen vor-' 
ging, bem Menschen wichtig barzustellen. Ls ist ein armseliges, klein¬ 
liches Ibeal, für eine Nation zu schreiben; einem philosophischen Geiste 
ist biefe Grenze burchaus unerträglich. Dieser kann bei einer so wanbel- 
baren, zufälligen unb willkürlichen $orm ber Menschheit, bei einem 
Fragmente (unb was ist bie wichtigste Nation anbers?) nicht stille¬ 
stehen. (Er kann sich nicht weiter bafür erwärmen, als soweit ihm biefe 
Nation ober Nationalbegebenheit als Bebingung für ben Fortschritt 
ber Gattung wichtig ist. Ist eine Geschichte (von welcher Nation unb 
Zeit sie auch sei) biefer Rntvenbung fähig, kann sie an bie Gattung an¬ 
geschlossen werben, so hat sie alle Requisite, unter ber hanb bes Philo¬ 
sophen interessant zu werben. . . 
4. Zwei Semen Schillers und Goethes? 
Deutscher Nationalcharakter. 
Zur Nation euch zu bilben, ihr hofft es, Deutsche, vergebens; 
bilbet, ihr sönnt es, bafür freier zu Menschen euch aus. 
Das Deutsche Reich. 
Deutschland Rber wo liegt es? Ich weiß bas £anb nicht zu finben, 
wo bas Gelehrte beginnt, hört bas politische auf. 
5. Die Deutschen „keine Nation mehr" (Frau Rath Goethe)? 
Den 12tcn3anuar 1798. 
Liebe Hreunbin! 
. . . wir leben hier in rounberlichen (Ereignissen unb Begebenheiten 
— ber $riebe sieht bem Krieg so ähnlich wie zwei Tropfen Wasser, 
nur baß kein Blut vergossen wirb — Mainz ist in französischen hän- 
ben so wie bie ganze Gegenb — was uns bevorsteht, ist in Dunkelheit 
eingehüllt — gekocht wirb etwas, bas ist gewiß — benn um nichts 
sitzt unsere Obrigkeit nicht bis Nachts 11 Uhr im Rathaus — ich be¬ 
greife nicht, was ber Kongreß in Rastabt eigentlich für Nutzen haben 
1 Brief Schillers an Gottfried Körner in Schillers fämtl. werken (Ijorenaus* 
gäbe). Georg RTüller, München und Leipzig. Bö. VII S. 298 f. 
2 SEenien von Goethe unö Schiller (1796). Bibliothek der Gesamtliteratur 
von Rendel, Halle. S. 19 Nr. 95 u. 96. 
3 Brief der Frau Rath Goethe an Christiane vulpius aus Briefen der Frau 
Rath Goethe, gesammelt u. herausgeg. von fltbert Köster, <£. (E. poeschel, Leipzig 
1904. Bö. I S. 286.
	        
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