Full text: Schulgeographie für sächsische Realschulen und verwandte Lehranstalten

D. In deutschen Bergen. 
nicht immer auf den höchsten Punkten, sondern wird oft durch ganz unbeden- 
tende Bodenerhebungen gebildet, weshalb man an einer Stelle (bei Bischofs- 
renth) ein Wässerchen ohne Mühe aus dem Nordseegebiete iu das des Schwarzen 
Meeres leiten konnte. Da die höchsten Kämme und Kuppen sich nur wenig 
über ihre Basis und die sie umgebenden Hügel erheben, so fehlt dem Gebirge 
der Charakter der Großartigkeit. Der steilere Abfall desselben ist nach Bayern, 
der flachere und fanftere nach Böhmen gerichtet. 
Höchst genußreich ist es für den Wanderer, vom Angelthale zur Seewand 
und zum Arber hinaufzusteigen. Er gelangt dabei an einen jener dunklen, 
stillen und tiefen Seen, die man im Böhmerwalde mehrfach trifft — an den 
Schwarzen See. Die klaren Fluten dieses Sees erscheinen nur aus der Ferne 
düster und schwarz. Glimmerschieferblöcke sind wild über das' Ufer verstreut. 
Mächtige Stämme flößt man von hier mit Hilfe eines Abzuggrabens in das 
Land hinunter; doch bleiben manche von ihnen zurück und werden später 
vom Wasser des Sees aus den Usern desselben abgesetzt. Über die Seewand 
(1340m) führt nun der Weg zum Arber empor. Glimmerschieferblöcke hängen 
herein uud Riesenbäume neigen sich über den Abgrund. Arme Gebirgsbewoh- 
ner steigen auf schlüpfrigen Pfaden hernieder, beladen mit schweren Lasten von 
Heu. Ist der Gipsel des Arber (1476 m) erreicht, so halten wir Umschau. 
In nächster Nähe fällt unser Blick auf den dunklen Spiegel des Großen Ar- 
berfees uud auf waldgrüne und frische Thäler, die mit ihren Viehherden und 
Alpenhütten ein wahrhaft alpines Bild gewähreu. Im blaueu Duft erfpäheu 
wir gegen Norden das Fichtelgebirge. Im Südosten ist der Rachel (1454 m) 
wie ein erhabener Thron aufgerichtet, und hinter ihm gewahrt man ein Meer von 
ragenden Spitzen. Überhaupt ist gegen die Donau hin die Aussicht am schönsten, 
und uach dieser Richtung zieht es den Beschauer immer wieder mit magischer 
Gewalt. Jeuseit des prächtigen Donauthals steigen weit im Süden die schnee- 
bedeckten Zinnen der Salzburger Alpen auf. Der Abstieg vom Berge ist nicht so 
leicht. Oft hemmen Sümpfe das Vorwärtsschreiten; umgestürzte modernde Baum- 
rissen versperren den Weg. Nun ist es nicht mehr weit nach dem Orte Zwiesel. 
Östlich von Zwiesel liegt der Rachel; sein südlicher Nachbar ist der Luseuberg. 
Mau schueidet dann bei der Wanderung nach dem Dreisessel den uralten Weg, der 
unter dem Namen des „goldenen Steiges" berühmt ist. Diese Straße führt 
von Passau aufwärts ins Gebirge und war in alten Zeiten für den Salz- 
transport von Salzburg uach Böhmen von größter Wichtigkeit. Ein alter 
Grenzhüter ist der Dreisessel (1339 m), der in das Gebiet dreier Länder 
hinabblickt. Östlich von ihm liegt der um 50 m höhere Plodelstein. Vom 
großartigsten Urwalde bedeckt, füllt er mit sehr steilen Hängen zum Plöckel- 
steinfee ab, dessen malerische Umgebung Adalbert Stifter in seinem „Hochwald" 
so trefflich schildert.
	        
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