Full text: Deutsche Lyrik des 19. Jahrhunderts

Theodor Fontane. 
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Ein Korps bedeutet jeder Zug, 
Das ist kein Schreiten, das ist wie Flug, 
Das macht, weil ihnen ungesehn 
Dreihundert Fahnen zu Häupten wehn. 
Bunt gewürfelt Preußen, Hessen, 
Bayern und Baden nicht zu vergessen, 
Sachsen, Schwaben, Jäger, Schützen, 
Pickelhauben und Helme und Mützen, 
Das Eiserne Kreuz ihre einzige Zier; 
Alles zerschossen; ihr ganzes Prahlen 
Nur ein Wettstreit in den Zahlen, 
In den Zahlen derer, die nicht hier. 
Zum drittenmal 
Ziehen sie ein durch das große Portal; 
Die Linden hinauf erdröhnt ihr Schritt, 
Preußen-Deutschland fühlt ihn mit. 
Hunderttausende auf den Zehenspitzen! 
Vorüber wo Einarm und Stelzfuß sitzen, 
Jedem Stelzfuß bis in fein Bein von Holz 
Fährt der alte Schlachtenstolz. 
Halt, 
Vor des großen Königs ernster Gestalt. 
Bei dem Fritzen-Denkmal stehen sie wieder, 
Sie blicken hinauf, der Alte blickt nieder; 
Er neigt sich leise über den Bug: 
„Bon soir, Messieurs, tutti ist es genug." 
Meine Gräber. 
Kein Erbbegräbnis mich stolz erfreut; 
Meine Gräber liegen weit zerstreut, 
Weit zerstreut über Stadt und Land, 
Aber all in märkischem Sand. 
Verfallene Hügel, die Schwalben ziehn. 
Vorüber schlängelt sich der Rhin, 
Über weiße Steine, zerbröckelt all, 
Blickt der alte Ruppiner Wall,
	        
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