275
Schnepfenstrauß ist so groß wie ein Huhn. Er hat haarähnliche Federn
und ganz verkümmerte Flügel, so daß er kaum noch wie ein Vogel aussieht.
8. Der Storch.
1. Vorkommen. Der Storch lebt in den wasserreichen Gegenden von
Norddeutschland, wo er Äsung und Nistplätze findet. Im Jahre 1901
nistete zum erstenmal ein Storchenpaar in unserm Lande und zwar in
Horstmar. Der Eigentümer des Hauses, aus dem das Nest angelegt war,
erhielt eine Belohnung von 15 Mark, welche der Naturwissenschaftliche
Verein schon vor vielen Jahren ausgesetzt hatte, um diesen Freund und
Liebling des Menschen bei uns heimisch zu machen.
2. Nestbau. Im Frühjahre kehrt der Storch aus Nordafrika zurück,
zuerst das Männchen und einige Tage später auch das Weibchen. Mit
Freudenrufen werden sie von jung und alt begrüßt. Sie beginnen sogleich
den Nestbau. Gern benutzen sie dazu ein Wagenrad, das der Mensch auf
der Firste des Hauses befestigt hat.- Aus Reisern, Stroh und Schilf wird
das Nest kunstlos geflochten. Mit lebhaftem Schnabelgeklapper begleiten
die Tiere den Fortschritt des Baues; das Weibchen legt 4—5 Eier hinein
und brütet sie in vier Wochen aus. Dann recken die jungen Störche ihre
hungrigen Schnäbel aus dem Neste, und die Alten haben viel zu tun,
um ihren Hunger zu stillen. Sind sie endlich groß, so versammeln sich
alle Störche einer Gegend auf einer Wiese, wo Flugübungen vorgenommen
werden. Die Kranken und Lahmen werden fortgetrieben; und dann schwingt
sich die ganze Gesellschaft in den schönsten Schraubenwindungen hoch in
die Luft, und fort geht es dem fernen, warmen Süden zu. Diese weite
Reise würde der Storch nicht machen können, wenn nicht seine Flügel von
bedeutender Länge und Breite wären. Die langen Beine werden im
Fluge nach hinten gestreckt und dienen an Stelle des kurzen Schwanzes
als Steuer.
3. Nahrung. Im fernen Süden wie bei uns in der Heimat ist er
auf wasserreiche Gegenden angewiesen, da er nur hier in genügender Menge
seine Nahrung findet. Diese besteht in Fröschen, Molchen, Kriechtieren und
Würmern, welche in Sümpfen und feuchten Wiesen leben. Seine langen
Beine erheben den Körper hoch über das Gras und den Boden, so daß
das Gefieder nicht beschmutzt wird. Die Beine selber sind bis oben hin
kahl und so kräftig, daß er stundenlang waten, ja aus einem Beine stehen
kann. Die langen Zehen, welche am Grunde durch eine Bindehaut ge¬
heftet sind, verhindern das Einsinken in den weichen Boden, indem sie
über viele Pflanzen hinweggreifen. Infolge des langen Halses kann er mit
dem Schnabel die Beute leicht ergreifen. Die scharfen Ränder halten sie
fest, selbst wenn sie sehr schlüpfrig ist.
4. Verwandte. Hin und wieder findet sich an unsern Teichen und
Flüssen der Fischreih er ein. Da er aber der Fischzucht großen Schaden
zufügt, so stellt man ihm eifrig nach. Die Schnepfen sind kleinere Wat-
vögel mit langem Schnabel, der mit einer nervenreichen Tasthaut über¬
zogen ist. Mit demselben finden die Tiere unter Laub und in feuchter
Erde ihre Nahrung, die in Würmern und Weichtieren besteht. Der Kiebitz
lebt auf abgelegenen, feuchten Wiesen und hat seinen Namen von seinem
Ruf, den wir auch in dem Namen Pivitsheide wiederfinden. — Das
schwarze Wasserhuhn hat eine weiße Blässe und das grüufüßige
18*