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waren nicht immer im besten Zustande. Gar gerne
hätte er ein Rößlein gehabt, um den weiten Weg nicht
auf Schusters Rappen machen zu müssen. Einst klagte
er Nidhart, dem lustigen Rat des Herzogs, sein Leid
ind der riet ihm, am nächsten Sonntag mit ganz
zerrissenen Schuhen zur Hoflafel zu kommen. Wigand
am wirklich mit Schuhen daher, aus denen die große
Zehe gar vorwitzig herausguckte. Wer aber beschreibt
seine Bestürzung, als ihn der Herzog, beleidigt über
diese Mißachtung der herzoglichen Hoheit, vom Tische
wies und ihm den Auftrag gab, allsogleich ein Paar
neue Schuhe zu kaufen und dann erst an der Tafel
Platz zu nehmen. Kaum aber hatte der Herzog aus⸗
gesprochen, so lachte auch schon wieder der Schalk aus
den Auͤgen Wigands. Er ließ sich vom Herzog das
Versprechen geben, die Schuhe für ihn zu bezahlen,
und ging fort, sie zu holen. Bald erschien er wieder,
hatte die neuen Schuhe an und wies sie dem Herzog
uͤnd der ganzen Tafelrunde. Es waren einfache Schuhe
— aber die Sohle war aus purem Silber. Da hatte
Wigand nun alle Lacher auf seiner Seite, denn der
Herzog mußte die teuren Schuhe bezahlen. Wigand
ber war glücklich, denn von dem Erlös für das Silber
sonnte er sich ein schmuckes Rößlein kaufen.
Der Waldlgraben Das Kahlenbergerdorf liegt
sn einer Mulde, einer Weitung des Waldlbaches Hin⸗—
weis auf die zerstörende Wirkung des Wassers, das
zuerst den Gräben, der auf den Leopoldsberg führt,
qusnagte und an seinem Ende die muldenartige Er⸗
weiterung schuf. So zerschneidet das Wasser den Berg
und schafft ein enges Tal, aber auch eine größere
Weitung, in der ein Dörflein Platz hat.
Auf dem, Leopo 1dsberg. In Windungen
warum?) ging es aufwärts über die „Nase“. So
vird die Böschung des Leopoldsberges zur Donau
wegen ihrer Steilheit genannt. — Beim Aufstieg
erwᷣeiterte sich unser Gefichtsfeld immer mehr. — Auch
das Gestein, aus dem der Leopoldsberg besteht, haben
wir angeschaut und ein losgelöstes Stück mit—
genommen?: an der Bruchstelle blaugran, eine Menge
kleiner glänzender Schüppchen, an den an der Ober