Full text: Länder- und Völkerkunde (Cursus 2, [Schülerband])

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1. Von der Waigatschstraße bis zur Quelle der Petschoͤra reicht der wüste 
Ural, von Tannenurwäldern und Torfmooren bedeckt und au seinem Fuße von 
unzugänglichen Sümpfen und Morästen begleitet, von wenig zahlreichen Samojeden— 
horden als Jagd- und Waldrevier benützt. Der höchste Gipfel hier (und im Ural 
überhaupt) ist der Töll-pos-is (bß3. P.), 1700 m. 
2. Der erzreiche Ural von der Petschoͤraquelle bis zum Iremel-Berg 
55. P.). Er führt seinen Namen von dem Reichthume an wertvollen Metallen und 
Besteinen (Gold, Silber, Platina, Jaspis, Malachit). über diesen Theil des Urals 
führt auch die Straße von Perm nach Jekaterinburg, ein Theil des „sibirischen Tractes“, 
d. h. des Handelsweges nach China (Maimatschin-Kiachta). 
3. Der waldreiche Ural, welcher sich am Iremel (1540 mm) in drei 
Parallelketten spaltet. 
B. Das sarmatische Tieflaud. Hier kommen zunächst die dasselbe theilenden 
Landrücken in Betracht. 
1. Der nordrussische (uralisch-baltische) Landrücken steigt fast unmerklich 
wischen der Petschoͤra uud Kama an, und zieht sich westwärts bis zum nördlichsten 
Punkte der Wolga bei Rybinsk, wo eine tiefe Einsenkung ihn unterbricht. Durch 
letztere geht die große Verkehrsstraße. welche Petersburg mit dem centralen und 
südlichen Russland, dem Ural und Sibirien in Verbindung setzt. Westwärts jener Ein— 
senkung erreicht dann der Landrücken seine bedeutendste Erhebung in der Waldaihöhe, 
einer nur ca. 300 mm hohen Hügellandschaft, dem zweiten der großen Bewäfserungs— 
rentren Europas. Weiter westwärts wird der mit dichten Tannenwäldern bedeckte 
dandrücken allmählich niedriger (s. S. 61 ff.). 
2. Der südrussische (uralisch-karpatische) Landrücken. Eine niedrige Hügel— 
kette „Obtschei Syrt“ üöst sich bei Orenburg vom Ural ab und zieht zur Wolga; 
aber erst an deren westlichem Ufer erhebt sich der Boden m breiterer Ausdehnung und 
bildet einen Landrücken, welcher sich dann an die Karpaten anschmiegt und sich bis in 
die deutsche Tiefebene hineinzieht (s. S. 62 ff. ). Am Don löst sich die düna-donische 
Landhöhe ab, welche, nordwestwärts ziehend, mit der Waldaihöhe sich verbindet. Den 
südlichen Theil des südrnssischen Landrückens bildet die öde, waldlose, nur als Weide⸗ 
land brauchbare südrussische Steppenplatte, der Nordabhang aber ist die 
ogenannte „schwarze Erde“, üppiaster Getreideboden, welcher ungcheuere Getreidemassen 
zur Ausfuhr bringt. 
Durch die beiden Landrücken wird nun das große sarmatische Tiefland in folgende 
z Tieflandsstreifen getheilt: 1. Das nördliche oder arktische Tiefland; gegen 
das Eismeer offen, hat es polares Klima; im S. von ungeheueren Nadelwäldern bedeckt, 
ist es im N. fast nur Sumpf (Tundra). Nur Nomadenstämme führen hier ein kümmer⸗ 
liches Leben. 2. Das centrale Tieflandsbecken ist jene oben erwähnte fruchtbare 
Hetreidelandschaft mit dichter Bevölkerung. 3. Das südliche (pontisch-kaspische) 
Tieflaud ist in der östlichen Hälfte zwischen Don und Ural eine fast vegetationslose Salz⸗ 
steppe mit zahlreichen Salzseen, welche nur im kurzen Frühling grünt und blüht; während 
des heißen Sommers ist sie kahl und dürr, und der lauge Winter deckt sie mit einer hohen 
Schneedecke. Daher streifen hier nur Nomaden herum (Kirgisen, Kalmüken). Ganz anders 
»erhält es sich mit dem westlichen Theile zwischen Don nud Dujestr, welcher, reichlich 
hewäfsert, gutes Weideland hat, das zahllose Pferde- und Rinderherden nährt. 
C. Die fiunische Seeplatte ist „ein wirres Durcheinander von Fels, Heide, 
Moor und Seen“, mit wenigen aubaufähigen Stellen, welche nur an der Küste einige 
Ausdehnung haben.
	        
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