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Mit Rücksicht auf die physischen Verhältnisse kann man Afrika
in zwei Haupträume abtheilen:
J. Nordafrika; darunter begreift man die Stufenländer des
Nil, die Gestadeländer am Mittelmeere und die Saͤhara;
II. Süd- oder Hochafrika; dieses umfasst Hoch- und Flach—
udan, das abessinische Hochland, die westlichen und östlichen Küstenländer,
das Capland und das zum großen Theile noch unbekaunte Innere.
Hiezu kommen noch die zu Afrika gehörigen Insehn.
J. Nordafrika.
8. 36. Die Stufenlünder des Mil.
Von den im Nil sich vereinigenden zwei Flüssen wird der west—
liche, der Bahr el Abiad oder weiße Fluss, als der Hauptstrom
detrachtet, da seine Wassermasse weit größer ist und gleichmäßiger fließt
als jene des Bahr el Azrek oder blauen Flusses; daher kommen
vier zunächst nur jene Gebiete in Betracht, welche von dem Bahr el
Abiad durchströmt werden.
Bald nach feinem Austritte aus den Mwuta Nzige (Albert
Nyansa) wird der weiße Nil zu einem „Moraststrom“, d. h. er strömt durch
ausgedehnte Moräste und durch dichte Wälder; hier vereinigen sich mit
ihm viele Zuflüsse, mit welchen er ein stets wechselndes System von
Wasserläufen, Seen und Sümpfen bildet. Hieranf durchströmt der weiße
Nil die weit ausgedehnten Grassteppen von Sennaar, d. i. das Land
zwischen dem weißen und dem blauen Nil, welche sich bei Chartum
zereinigen. Westlich von Sennagar liegt das Savannenland Kordofan.
Bis Chartum rechnet man den oberen Lauf des Nil; von da bis
Assuan (u. Wendekreis) reicht der mittlere Lauf, auf welchem die
Stromschnellen, die als die „sechs Katarakte“ bezeichnet werden und
deren letzter bei Assuan liegt, der Schiffahrt Hindernisse bereiten.
Diese Katarakte sind keine Wasserfälle, sondern starke Senkungen des Fluss—
bettes, durch welche eine reißende Strömung entsteht, die, durch die vielen Felsenriffe
und Engen verstärkt, die Schiffahrt gefährlich und beschwerlich macht; einige dieser
Katarakte sind für größere Barken gar nicht fahrbar.
Von Chartum bis Assuan bildet der Nil jene Doppelkrümmung,
deren südliche westwärts das Land Doöngola, die nördliche ostwärts
das eigentliche Nubien einschließt. Hier fließt ihm auch sein letzter
Nebenfluss, der Atbara, von den Hochgebirgen Abessiniens zu.
Schon bald unterhalb Chartum werden die Uferlandschaften höher
und erweitern sich zu Plateaux, deren innere Steilränder das Nilthal