dem „Alten Zoll" in Bonn noch heute auf den freien deutschen Strom,
wie er auf seiner schönen Heimatinsel von hoher Warte auf freies
deutsches Meer und deutsches Land hinausschaut.
Die unmittelbarste und zugleich nachhaltigste Wirkung erreichte er
durch seine patriotischen Lieder, die mit ihrer kräftigen, flüssigen, echt
volkstümlichen Sprache, ihrem klaren, männlichen, vaterländischen Geiste
alle Herzen ergriffen. Immer, wenn es ein Manneswort galt, fand
Arndt das rasch entflammende Lied; schon beim Tode Schills rief er zu
den Waffen und zur Rache wider Napoleon, den „Freiheitsdieb", und
die endlich sich Rührenden ermunterte er 1812 mit dem frohlockenden
Ruf: „Frischauf, Kameraden, wir ziehen in das Feld!" und mit dem
prächtig zündenden Lied:
Der Eott, der Eisen wachsen ließ,
Der wollte keine Knechte,
Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
Dem Mann in seine Rechte,
Drum gab er ihm den kühnen Mut,
Den Zorn der freien Rede,
Daß er bestände bis aufs Blut,
Bis in den Tod die Fehde.
Wie ein Hoherpriester der Vaterlandsehre sprach Arndt den Kriegern,
die ins Feld zogen, den Fahnenschwur und selbst dem deutschen Knaben
den heiligen Eid vor. Zum blutigen Kampfe lud er wie zum fröhlichen
Tanze; die Siege bei Grotzgörschen und Lützen feierte er mit Freuden¬
klang, und endlich durfte er das Leipziger Schlachtlied anstimmen:
Wo kommst du her in dem roten Kleid
Und färbst das Gras auf dem grünen Plan?
Alle die Helden der Befreiungskriege, Gneisenau und Scharnhorst und
Blücher — „Was blasen die Trompeten? Husaren, heraus!" — und
den gewaltigen Stein pries er in allbekannten Liedern, die durch
innere Glut und den deutschen Gehalt noch heute erwärmen und ihre
ästhetischen Schwächen vergessen lassen. Das patriotische Gefühl Arndts
— wie Steins — galt von vornherein dem ganzen Deutschland,
keinem einzelnen Fürsten oder Fürstenhause, und so hatte er wie alle
edlen Patrioten als Frucht der Befreiungskriege die nationale Einigung
erwartet und die Frage: „Was ist des Deutschen Vaterland?" stolz
beantwortet: „Das ganze Deutschland soll es sein!" Aber nach den
Befreiungskriegen sah Arndt sein Volk um diesen und um jeden Lohn