Full text: Vaterlandskunde für die oberste Klasse der österreichischen Mittelschulen

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stadt Komotaun — ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt — zählt 19 T. E. Im 
Erzgebirge stellt Graslitz den Mittelpunkt für Hausindustrie dar. Die großen 
Kohlenbergwerke im Bielatale veranlaßten in den letzten Jahrzehnten ein 
starkes Zuströmen von Arbeitern — darunter vielen Tschechen —, so daß Brüx 
und Teplitz-Schönau zu Städten von je 27 T, E. anwuchsen, aber ihren ehe- 
maligen rein deutschen Charakter einbüßten. Den größten Vorteil aus dem wirt- 
schaftlichen Aufschwunge dieses Landstriches hat aber Außig gezogen als Ver- 
ladeplatz der Kohlen in die Elbschiffe und Sitz großartiger Etablissements (Seife, 
Glas, Chemikalien); es hat mit 39 T. E. (vor zwanzig Jahren waren erst 19 T.) 
Reichenberg überflügelt und ist so zur größten deutschen Stadt Böhmens 
geworden. Auch die gewerbfleißige Doppelgrenzstadt Bodenbach-Tetschen (mit 
24 T. E.) und Leitmeritz im „Garten Böhmens“ (15 T. E.) an der Elbe nehmen an 
diesem Aufschwunge teil, hingegen zeigen Saaz (17 T.E.) und das bereits tsche- 
chische Laun (11 T. E.) das langsame Wachstum der „Landstädte“. In Nordost- 
böhmen ist das Textilgewerbe die Ursache der Bevölkerungsverdichtung. Rum- 
burg (11T.E.) und Warnsdorf(23T.E.)sind die Kerne meilenweit ausgedehnter 
Siedelungen mit zusammen über 50.000 E. In ähnlicher Weise hat die Metropole 
des deutschen Nordostböhniens, Reichenberg, die innerhalb ihrer politischen 
Grenze nur 36 T. E. zählt, um sich einen Wohnkomplex von fast 70 T. E. hervor- 
gerufen. Auch die Glasindustrie erhob ihr Hauptgebiet Gablonz zu einer Stadt 
von 30 T. E. Böhm.-Leipa (12 T. E.) und die wichtige Übergänge über die 
Sudeten (Schlacht 1866) beherrschende Stadt Trautenau (14T, E.) blieben dem 
gegenüber etwas im Riückstande. Im tschechischen Ostböhmen, das vorzugsweise 
Landwirtschaft und aus dieser hervorgehende Industrien betreibt, sind die wich- 
tigsten Siedelungen ziemlich gleichmäßig verteilt und von auffallender Gleichheit 
der Bevölkerungsziffer (14—20 T. E.), Kolin, Kuttenberg, Pardubitz, 
Chrudim, Jungbunzlau; Königgrätz mit 11 T. E. blieb an Einwohnerzahl 
zurück. Der natürliche Handelsmittelpunkt Südböhmens ist Bud weis (45 T.E.), das 
auch industriell hervorragt; bei der geringen Bevölkerungsdichte dieses Land- 
striches können neben dieser Stadt die übrigen Orte nicht aufkommen, selbst 
die bedeutendsten, Pisek (15 T.) und Tabor (12 T.), weisen nicht einmal halb- 
soviel E. auf. Die Städte der Silurmulde, Kladno (19), PFibram, der Sitz 
einer montanistischen Hochschule (13), und Schlan (10T. E.), sind aus- 
vesprochen Industrieorte. 
B. Mähren und Schlesien 3. 
T. Die Oberflächengestaltung. 
Mähren läßt in seinem Aufbaue einen einheitlichen Plan vermissen; 
denn 68 besteht aus drei in Bodenbau und Form ganz verschiedenen 
Teilen, doch überbrückt diese Gegensätze ein gemeinsamer Zug, 
die einheitliche Entwässerung durch die March. Schlesien zerfällt 
schon räumlich in zwei getrennte Gebiete, die den Charakter der 
HR. M. Atlas, Karte Nr. 68 und 101, und die tektonische Skizze (Abb. 1,5.8 des Buches).
	        
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