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B. Das nördliche Alpenvorland.
Das tertiäre Meer am Nordfuße der Alpen verwandelte sich nach und nach in einen
Binnensee; als auch dieser verschwunden war, verhüllten seine Ablagerungen den Unter-
grund, dem auch der südliche Teil des böhmischen Massivs angehört. Auf der neuen
Oberfläche entwickelte sich ein Fluß, der sein Bett ohne Rücksicht auf die
Gesteinsbeschaffenheit immer tiefer grub: so entstand der Wechsel zwischen Talweiten
und -engen im Donautale.
Die Donau durchschneidet das böhmische Massiv mehrfach in malerischen
Engtälern, so zwischen Passau und Aschach oberhalb Linz, bei Grein und
in der Wachau!) —
zwischen Melk und
Krems —, die an land-
achaftlicher Schönheit
mit der Rheingegend
wetteifert.
Das Alpenvor-
land stellt eine mäßig
gewellte Fläche dar
in der Form eines
Bandes, das an der
bayrischen Grenze am
breitesten, sich gegen
0. allmählich auf
wenige Kilometer ver-
schmälert. Seine mitt-
lere Höhe beträgt in
Oberösterreich 400
bis 500m; einzelne
Rücken, wie der
Hausruck, erreichen
sogar 700—800 m,
in Niederösterreich
nur mehr 400—300 m.
Im westlichen Teile
hat die stärkere Ver-
gletscherung der Berge
die Eiszungen über den
Fuß der ARandketten
hinausgeschoben; daher
sind die tertiären Rücken mit Moränenwellen und den daraus hervorgehenden Schotterterrassen
verhüllt, welche die Flüsse später in einzelne lößbeleckte Plateaustücke zwischen breiten
Talsohlen (sogenannte Riedel) zerschnitten. .
Östlich von der Enns hört diese Überlagerung auf und das tertiäre Land
fällt mit deutlichem Rande gegen das Tullner Feld ab, welches die Donau
zwischen Krems und Klosterneuburg durchfließt. Jenseit desselben setzt es
1) Vel. R. M. Atlas, S. 86, rechts unten.