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Neuntes Kapitel.
Menzel 1318—1400 (1419).1)
§ 55.
Wenzel und die Kirchenspaltung.
Wenzel stammte aus der dritten Ehe Karls IV. mit Anna von
Schweidnitz-Janer und war am 26. Februar 1361 in Nürnberg geboren,
gelangte also noch im Jünglingsalter zur Würde eines römischen Königs,
1) Quellen: Die Limburger Chronik des Tilemann Elhen von Wolf-
Hagen reicht bis 1398, herausgeg. von Rossel, Wiesb. 1860 und von Wyß, Hon.
Germ. D. Chr. IV. — Die Chronica des Landes Osterreich von Johann Sefner
(qewöhnlich Gregor Hagen genannt), herausgeg. bei Pez, Scnptores rerum Austr. I,
1043 flg. bildet trotz der zahlreichen Fabeln, welche sich in dieselbe eingestreut
finden, eine Hauptquelle für die Geschichte des 14. Jahrh. Sie endet mtt dem
Jahre 1398; s. Lorenz, D.G.Q.1, 2i9flg. und Mayer imArch. für öfterr. Gesch.
60 Bd. — Chronicon Moguntinum, bis 1406 reichend, herausgeg. von Hegel m
Städtechroniken 18. Bd. (Mainz II.). — Theodoricus de Niem ans Westfalen,
bekleidete von 1378 — 1410 das wichtige Amt eines päpstlichen Abbreviators und
starb auf dem Kostnitzer Konzil 1418. Seine Schriften: libn tres de scismate
(1348 — 1410; herausgeg. Nürnberg 1532, dann von Schard, Basel 1560, 1566;
Straßburger Abdruck der Schard'scheu Ausg. 1629 u. a.), nemus umoms (m der
Schard'schen Ausgabe als 4. Buch de scismate bezeichnet, obwohl eine selbständige
Schrift) und die historia Johannis papae XXIII (Meibom, Script, rer. Germ. I,
5 fla.) „bilden zusammen eine wohlverbundene Gesamtgeschichte der Zeit, welche
Riem erlebte" (Lorenz II, 81); sie zeichnen sich durch freimütiges Urteil aus und
sind durch die Mitteilung vieler, dem päpstlichen Archiv entnommenen Aktenstucke
von hohem Werte. Das gilt namentlich vom nemus umoms, welches der Zeit der
Entstehung nach das älteste Werk Riems ist. Vgl. außer Lorenz II, 77 flg. Sauer-
land. Dietrich von Nieheim, Gött. 1875. Lindner, Forfch. z, d. Gesch. 21, 67flg.
— Gobelinus Persona, ein Westfale, geb. 1358, schrieb eine ümversalgeschichte
unter dem Titel Cosmodromion (ed. princ. 1599; Abdruck derselben ßet Meibom,
Script, rer. Germ. I, 55 flg.). Das Wert, 1390 begonnen und erst 1418 beendet,
ist nach den sechs Weltaltern in sechs Bücher geteilt, von denen das letzte, dessen
zweite Hälfte sich mit der Zeitgeschichte beschäftigt, das wertvollste ist. In kurzer
Übersicht wird die Regierung Wenzels und Ruprechts, wettlaufttger tue Geschichte
des Papstes Urban VI. und die Geschichte der Konzilien erzahlt. Vgl. über ihn
außer Lorenz II, 86flg. Bayer, Gobelinus Persona I. Teil, Leipz. 1874 und
ßaqentann, Über die Quellen des G. P. Teil I, Halle 1874. Hermann
Korner ein Lübecker, schrieb unter Berücksichtigung der lokalen Überlieferung ein
universalhistorisches Werk, die Chronica novella (herausgeg. von Eccard Corpus
hist. etc. II, 431 —1343), die in vierfacher Bearbeitung deutsch und lateinisch erhalten
ist; die erste lat. Ausgabe reicht bis 1416, die zweite bis 1420, die dritte bis
1423 die vierte bis 1435; die vier Redaktionen der deutschen Ausgaben stammen
ans den 1.1430, 1431, 1435, 1438 (vgl. Koppmann in den hanseschen Geschichts-
blättern I, 82 flg.). Vgl. Lorenz II, 162 flg. Waitz, über Hermann Korner und
die Lübecker Chroniken. Abh. d. Ges. d.Wiss. Gött. 1851, eme grundlegende Arbeit
— Eberhard Windecke von Mainz, der Historiograph Sigismunds (fem Werk,
leider unvollständig, bei Mencke, Script. I, 1074-1288), ein Mann aus bürger¬
lichem Staude, der als Schreiber und Rechnungsführer lange Zeit rn Sigismunds
Diensten stand und nach dessen Tode das Material, das er in der Zeit von 40 Jahren
gesammelt hatte, planlos in wirrem Durcheinander zusammenstellte. Was Wind ecke
ans ber Erinnerung hinzufügte, erweist sich meist als irrig. Vgl. Lorenz II, 271 flg.
Droysen, Abh. der phil.-histor. Kl. der sächs. Ges. d. Wiss. (1853) II, 149flg. —