2. Die Musleln.
Das Fleisch besteht nebst den eigentlichen Fleischfasern aus Anhäufungen
von Fett und ist überdies von Adern, Häuten und Nerven durchzogen. Den
Hauptbestandteil des Fleisches bilden die Muskeln, welche aus Gruppen von
parallelen, rotgefärbten Fasern zusammengesetzt sind. Die Gestalt der Muskeln
ist meist zylindrisch, auf beiden Seiten spitz zulaufend oder platt, oft auch ring⸗
förmig. Die Oberfläche einiger Muskeln ist, unter dem Mikroskope betrachtet, glatt;
solche Muskeln kommen z. B. im Magen, an Gedärmen u. s. w. vor, kurz an
Organen, deren Bewegung ohne unseren Willen erfolgt (unwillkürliche Muskeln).
Die Oberfläche der meisten Muskeln dagegen ist quergestreift und dunkelrot ge⸗
fürbt; dieselben ziehen sich, wenn der Mensch will, zusammen, bringen also wirl⸗
kürliche Bewegungen hervor (willkürliche Muskeln). Nach der Art der Be—
wegung, die sie erzeugen, unterscheidet man Beuger, welche zwei Körperteile
unter einem Winkel einander nähern, Strecker, welche eine entgegengesetzte Be—
wegung hervorbringen, Dreher und Schließmuskeln zum Schließen von
Offnungen, z. B. am Munde. Die meisten Muskeln laufen an ihren Enden in
Sehnen (Flechsen) aus, welche an Knochen, an der Haut u. s. w. befestigt sind.
Durch den Anstoß des Willens werden die Fasern zusammengezogen und dabei
verdickt, wie man es beim Beugen des Unterarmes beobachten kann. Die Rück—
bewegung tritt ein, wenn entweder der Muskel ermattet oder wenn der entgegen—
gesetzte Muskel in Tätigkeit tritt.
Kräftige Nahrung und zweckmäßige Tätigkeit machen die Muskeln stark und
geschmeidig. Bei eiweißreicher Kost (Fleisch, Käse, Eier) werden die Muskeln im
allgemeinen kräftiger als bei eiweißärmerer Pflanzenkost. Die Tätigkeit der Muskeln
darf nicht zu lange dauern und nicht zu angestrengt sein. Vollständiges Nichtstun
erschlafft dieselben. Sehr zu empfehlen sind solche Tätigkeiten, durch welche möglichst
diele Muskeln gleichmäßig beschäftigt werden, wie dies beim Turnen und Schwimmen
der Fall ist. Wird eine gewisse Partie der Muskeln lange Zeit fleißig geübt, so
erfolgen die Bewegungen leicht und ungezwungen, wie man dies bei Handwerkern,
Musikern, guten Turnern u. s. w wahrnehmen kann. Ubermäßige Anstrengungen
führen eine Ermüdung der Muskeln herbei, welche von verschiedenen körperlichen
Anzeichen begleitet ist, die man sorgfältig beachten soll. Solche sind starkes Herz⸗
klopfen, stoßweiser Atem, wechselnde Gesichtsfarbe, Schwindel, Beklemmungen u. s. w,
Man vermeide überhaupt den allzu raschen Übergang von anstrengender Tätigkeit zu
völliger Ruhe, kühle sich allmählich ab und verschiebe die Aufnahme der Nahrung.
bis der Körper sich einigermaßen erholt hat.
3. Die Nerven.
Die Muskeln erhalten den Antrieb zur Bewegung durch eigene Organe,
welche vom Gehirne und Rückenmarke ausgehen, in Form von weißen Fäden
den Körper durchziehen und Nerven genannt werden.
Man unterscheidet zwei Arten von Nerven. Die eine Art leitet die Eindrücke
der Außenwelt (Empfindungen, z. B. Gesichts- oder Gehörseindrücke, Tast—
empfindungen) zum Gehirne, wo sie zum Bewußtsein gelangen. Diese Nerven leiten
also die Eindrücke ron außen nach innen und heißen Empfindungsnerven.
Die andere Art befördert die Entschlüsse des menschlichen Willens vom Gehirne bis