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Gotteskasten. Abermals, wenn er von Hagelschlag, WasserS,
nöthen und andern Unfällen hörte, legte er dafür in den
Gotteskasten. Also auch, wenn ihm kostbarer Wein und
schönes Geräthe geboten wurde, so kaufte n davon, ledoch
mäßig, so dass sie sem Haus zierten und seine Freunde er¬
freuten, und ging alsdann in sein Kämmerlein und sprach:
Solches hast du dir kaufen und deinen Vorrath mehren kön¬
nen, und legte in den Gotteskasten; dazu sendete er gern
von dem köstlichen Weine, wenn ein Kranker dessen bedurfte.
Also that er sein Leben lang! Als er nun sterben sollte, da
klagten und weinten die Armen, die Wittwen und Waisen
und sprachen: Wer wird unser sich erbarmen, wenn Bene¬
dictas von uns scheidet!
Er aber sprach: Ein guter Hausvater sorget, dass auch
dann, wenn er nicht daheim ist, den Kindlein Nichts gebreche.
Do nehmt den Gotteskasten mit Allem, was darin ist. Er
gehöret den Armen, den Wittwen und den Waisen, theilet
davon aus, und verwaltet f* wohl und weislich. Darauf
starb er, und es geschah, wie er gesagt hatte. Also besteht
der Gotteskasten seit hundert Jahren zum Troste der Bedürf¬
tigen, und deö Mannes Audeukeu bleibt in Segen.
Krummacher.
160. Der Bernstein.
Der Bernstein, auch Börnstein, Agtstein vderAit«
stein genannt (vom alten Worte berne», bören, aiten d. i.
brennen), dem unser Vaterland schon in den ältesten Zeiten
den Besuch der Phönizrer aus dem Morgeulande und ande¬
rer Handel treibenden Völker verdankte, ist demselben zwar
nicht ausschließlich eigen, da er sich auch in Deutschland,
Norwegen, England, Spanien, Sicilien, Nord-Amerika rc.
findet; doch kommt die Menge des dort gewonnenen gegen
die bei uns in keinen Betracht. Er kommt in verschiedenen
Farben vor, am gewöhnlichsten gelb in's Rothe, Braune und
Weiße übergehend; zu Kunstsachen jedoch verarbeitet man
am liebsten den kumstfarbenen. Die einzelnen Stücke sind
hinsichts der Größe sehr verschieden. Das ansehnlichste, das
man in neuerer Zeit gefunden, entdeckte 1803 ein Jnstmann
zu Schlappackcn im gumbinner Regierungsbezirke, 20 Mei¬
len von der Ostsee, in einer kleinen Wiese. Es war unge¬
fähr 14 Zoll lang, 8 Zoll breit, 6^ Zoll dick, und ragte zwi¬
schen mehreren Steinen aus der Erde hervor. Der Finder
hielt es zuerst für einen Feuerstein, und schlug ein Stück
von etwa 8 Loth ab. Es war von der schönsten Kumstfarbe,
und wurde der königlichen Regierung durch den dortigen