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träumte von Kaänguruh-Jagden, und wie er, bis an die Zähne be⸗
waffnet durch dichte Urwaälder dringe. Ein Anderer glaubte in
Adelaide nur das Geld von der Straße aufschaufeln zu dürfen,
seine mitgebrachten Waren für viele hundert Prozent verkaufen
zu können ec. Wie sehnte ich mich, Australien, das seltsame Land,
zu schauen, wo die Kirschen die Kerne auswärts tragen sollen, wo
die Vaume die Rinde siatt der Blätter abwerfen, und da sie diese
nach oben richten, keinen Schatten werfen, wo die Familie der
Beutelthiere haust und das Schnabelthier seine Heimat hat; wo
der Jannar und die Nordwinde Hitze bringen und im Juli und
beim Südwinde kalte Zeit ist.
Aufrichtig gestanden, haben wir uns alle getaäͤuscht, auch nicht
Einer hal die Befriedigung seiner Wünsche gefunden. Der Boden
ist zum Theil von außerordentlicher Fruchtbarkeit und ohne große
Muͤhe urbar zu machen, da statt der amerikanischen Dickichte hier
die Bäume nur mehr einzeln stehen, aber doch Holz genng zu den
nöthigen Einfriedigungen liefern. Weizen, welcher im Herbst
von Mitte April bis Mitte Juni gesäet wird, und Gerste
geben eine erstaunliche Arnte; Kartoffeln und Bohnen sind von
vortrefflicher Beschaffenheit, die Feige, Olive, Pfirsiche,
Melone und Orange finden günstigen Boden, und der Wein
ist vortrefflich. Die Weiden ernähren Hünderttausende edler Schafe
(in der Kolonie bei der Stadt Sidney gar viele Millionen dersel—
ben), dazu ungeheuere Rinderher den. Nun gar noch für ein
deutsches Ohr Dorfnamen wie: Hahndorf, Klemzig, Lobe—
thal, Langmeil, dann in der Stadt Adelaide das Gewimmel
von deutschen Leuten, die ein Fünftel der ganzen Einwohners chaft
ausmachen: da hätte man doch an eine Erfüllung aller süßen
Traͤnme glauben sollen. Freilich befindet sich auch der begüterte
Ansässige dort ganz wohl, aber anders ist es mit dem einwandern⸗
den Fremdling. Wenn es auch noch einige ferne Flecken geben sollte,
wo der Acker um niedrigsten Preise von 1 Pfund Sterling un—⸗
mittelbar von der Regierung verkanft wird, so sind doch solche
Fälle entweder sehr sellen, oder der Voden so schlecht, dass da—
durch keine Vorlheile fur den Landmann entstehen. Der gute Bo—
den in der Näͤhe der Stadt und der Städtchen ist entweder gar
nicht oder nun zu ungeheuren Preisen zu verkaufen. So pachtet dann
der Ankoͤmmling anf zwoͤlf Jahre das rohe, uneingefriedigte Land