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keit und des Fleisßzes 2zu bewahren. Séit etwa achtzig Jah-
ren verlor die Weihe des christlichen Gedankens bei den
Inmungen an Kraft, und in demselben Malßze lockerten sich
auch ihre Bande. Heutzutage sind sie gänzlieh aufgelös't.
Allein Gott bleibt derselbe immerdar; er verleiht jetzt wie
früher allen, die seine Gnade walten lassen, jene Leben-
digkeit des Glaubens, von welcher der wohlthütige Pinffuss
der Innungen ausgieng, und welche auch ohne Innungen
das Handwerk adelt und heiligt. Wenn alle christlichen
Handwerker wissen und fühlen werden, dass das Ewige
mehr wert ist, als das Vergangliche, danrm wird auch der
Glaube und die Fröõmmigkeit in ihren Herzen den Geist des
christlichen Handwerks erhalten und stärken, und der Se—
gen des Allerhöchsten wird ewig bei ihnen bleiben und die
Früchte ihrer christlichen Gesinnung vervielfaltigen.
21.
Lass' dich nicht irre machen in deinen religiösen
Grundsätzen!
Wenn dn hinanskommst in die weite Welt, so wirst du, das
kann nicht fehlen, in allerlei Gesellschaften gerathen und oft, ohne
dass du es willst, in allerlei Gespräche verwickelt werden; denn
überall, wo du hinkommst, gibt es neugierige Menschen, die von
einem Wanderburschen gern etwas Interessantes hören möchten,
und wenn sie sonst keine böse Absicht haben, ist's schon recht. Lafs'
dir aber das immer gesagt sein: Sprich niemals nachtheilig über
die Einrichtungen eines Staates, in dem du dich befindest, und lasse
dich niemals in Religionsstreitigkeiten ein, du magst dich mur vor⸗
übergehend oder längere Zeit an einem Orte aufhalten!
Man kommt draußen in der Fremde, wie zu Hause, manch⸗
mal in die Gesellschaft von Menschen, die außerordentlich gern über
Religionsgrundsätze sprechen, nicht gerade weil sie besonders
fromm sind, im Gegentheil, sie machen sich gar nichts aus der Re—
ligion und fühlen deshalb gewöhnlich eine misbehagliche Leere im
Leibe ober der linken Westentasche. Sie fühlen sich nicht selten mehr