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Menschenleben.
Heut lallen an der Mutterbrust der weichen,
Zu Rosse morgen ziehn in stolzem Trabe,
Und übermorgen dann als müder Knabe
Mit grauen Haaren an der Krücke schleichen:
Das Glück erspähn und nimmer es erreichen,
Sich hundertmal als einzig süße Labe
Den Tod erflehn und schaudern vor dem Grabe
Das Sein verwünschen, vor dem Nichts erbleichen:
In langer Weil, in Weinen oder Lachen,
In Sehnen, Sinnen, Hoffen und Erbeben
Den Tag verträumen und die Nacht durchwachen,
Dazu die Frage schmerzlich oft erheben,
Was all das soll: das ist in tausend
Ein altes Lied, betitelt Menschenleben.
Sprachen
Seheltet nicht die weichen Rlange.
Scheltet nicht die weichen Klänge,
Die von meiner Lippe wehn,
Diese klagenden Gesänge,
Die der Schönheit Spuren gehn—
Seiner Rhythmen goldne Spiele
Spielend, blickt der Dichtersinn
Frendig nach dem fernen Ziele
Eines neuen Lebens hin!
Jeder Klang, der nach dem Schönen
Lockend hin die Herzen zieht,
Klingt der Zukunft echten Söhnen
Rauschend als Tyrtäuslied:
Als ein Schrei der Kampfestriebe,
Den, indes der Feind noch kämpft,
Wundersam die ew'ge Liebe
Schon zur Melodie gedämpft.
Augenblicke.
Augenblicke gibt es, zage,
Wo so grabesstumm die Heide,
Wo der Wald den Athem anhält,
Wie vor namenlosem Leide.
Wo die Wasser klanglos schleichen,
Blumenaugen ängstlich starren,
Wy mir ist, als wär' das Leben
A vorseukt in banges Harren.
Und als müsst' in diese Stillt
Nun ein Donnerschlag n,
Oder tief die Erd' erbeben,
Oder mir das Herz zerspringen.