Full text: Moderne deutsche Dichter

119 
Heinrich Leuthold. 
Bkäatterfall. 
Leise, windverwehte Lieder, 
Mögt ihr fallen in den Sand! 
Blätter seid ihr eines Baumes, 
Welcher nie in Blüte stand. 
Welke, windverwehte Blätter, 
Boten naher Winterrnh, 
Fallet sacht! .. ihr deckt die Gräber 
Mancher todten Hoffnung zu. 
Das Mädchen von Kecco.) 
Dort stand die herrliche Gestalt am Strand; 
Dem Schleier gleich, der Land und Meer umwob, 
War der Bizotto,?) der sie leicht umwand, 
Ein Duftgewand, 
Das kecken Spiels die Tramontana?) hob. 
Hinzog ein Schiff. Ein Jüngling stand am Mast, 
Er jubelte und schante kaum zurück; 
Es schien, als fühlt' er sich erleichtert fast 
Von einer Last, 
Als dächt' er einzig an ein künftig Glück. 
Sie aber wandte hastig sich, sie kam; 
Welch schlanker, welch harmonisch schöner Leib! 
Auf ihrem Antlitz mischten wundersam 
Sich Zorn und Scham, 
Halb war sie Kind noch, halb ein blühend Weib. 
Fern trieb sein Schiff. Vor seinem Auge stand 
Die reiche Welt, ein täuschend Farbenspiel, 
Indes hier eine Perl' aus seiner Hand 
Ihm in den Sand, 
Vielleicht die einz'ge seines Lebens, fiel. 
Es dunkelte; — die Brandung jauchzte wild, 
Am fremden Strande schritt ich sinnend hin; 
Mein trotz'ger Sinn ward weich gestimmt und mild 
Von diesem Bild; 
Mir war's, ich säh' mein eigen Leben drin. 
Im Süden. 
Was Großes hier dem Etcist zu bauen, 
Und was dem Fleißt, De* zu ttiften, 
Füllt mehr als alle Weisheit trockner Schriften 
Die Seele mir mit Muth .« Selbstvertrauen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.