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Weil niemals trank ein Hund mit Wuth
Wie seiner je ungläubig Blut.
Vergebens ist des Spaniers Pfeifen,
Vergebens ringsumher sein Streifen;
Es dämmert, und die Stunden fliehn
Muss ohne Cid von dannen ziehn! —
Nacht ist's. Durch Nacht und Waldesdunkeln
Zwei glühnde Augen schrecklich funkeln,
Und eine düstere Gestalt
Zieht durchs Gebirg. Kein Fußtritt hallt.
Es scheint, dass sie wie Nebel schleiche —
Doch hält sie an bei jeder Leiche.
Dann klagt mit schaurig schrillem Ton
Des rothen Stammes letzter Sohn.
Da tönt ein andrer Klagelaut
So schmerzlich flehend, dass ihm grant.
So flehn nicht seines Volkes Söhne,
Das ist kein menschliches Gestöhne.
Ein kühner Sprung, der immer glückt,
Ein Vorwärtskriechen, tief gebückt —
Und er entdeckt auf feuchtem Grund
Verblutend eines Spaniers Hund.
Ein Tomahamk, tief eingehauen,
Lässt ihn des Thieres Schichsal schauen.
Den seinen schwingt er schon zum Streich
Da wird sein Herz von Mitleid weich.
Er denkt, dass er allein auf Erden.
Da sticht im Schmerz die Seele wund
Vielleicht kann ihm des Feindes Hund
Der letzte Freund im Dasein werden!
Die Waffe lösst er aus der Wunde,
Wäscht sie mit Wasser rein dem Hunde
Und stillt das Blut und trägt ihn fort
An einen sichern Zufluchtsort.
Dort heilt er ihn mit trener Pflege.
Nicht wiche Cid von ihm fortan,
Und triebe ihn der rothe Mann
Von sich, ergrimmt, durch harte Schläge.
Einst gab er ihm sein treu Geleite
Auf einem kühnen Zug ins Weite.
In hohen Sätzen that der Hund
Die Frende an der Wandrung kund.