Full text: Moderne deutsche Dichter

262 — 
Weil niemals trank ein Hund mit Wuth 
Wie seiner je ungläubig Blut. 
Vergebens ist des Spaniers Pfeifen, 
Vergebens ringsumher sein Streifen; 
Es dämmert, und die Stunden fliehn 
Muss ohne Cid von dannen ziehn! — 
Nacht ist's. Durch Nacht und Waldesdunkeln 
Zwei glühnde Augen schrecklich funkeln, 
Und eine düstere Gestalt 
Zieht durchs Gebirg. Kein Fußtritt hallt. 
Es scheint, dass sie wie Nebel schleiche — 
Doch hält sie an bei jeder Leiche. 
Dann klagt mit schaurig schrillem Ton 
Des rothen Stammes letzter Sohn. 
Da tönt ein andrer Klagelaut 
So schmerzlich flehend, dass ihm grant. 
So flehn nicht seines Volkes Söhne, 
Das ist kein menschliches Gestöhne. 
Ein kühner Sprung, der immer glückt, 
Ein Vorwärtskriechen, tief gebückt — 
Und er entdeckt auf feuchtem Grund 
Verblutend eines Spaniers Hund. 
Ein Tomahamk, tief eingehauen, 
Lässt ihn des Thieres Schichsal schauen. 
Den seinen schwingt er schon zum Streich 
Da wird sein Herz von Mitleid weich. 
Er denkt, dass er allein auf Erden. 
Da sticht im Schmerz die Seele wund 
Vielleicht kann ihm des Feindes Hund 
Der letzte Freund im Dasein werden! 
Die Waffe lösst er aus der Wunde, 
Wäscht sie mit Wasser rein dem Hunde 
Und stillt das Blut und trägt ihn fort 
An einen sichern Zufluchtsort. 
Dort heilt er ihn mit trener Pflege. 
Nicht wiche Cid von ihm fortan, 
Und triebe ihn der rothe Mann 
Von sich, ergrimmt, durch harte Schläge. 
Einst gab er ihm sein treu Geleite 
Auf einem kühnen Zug ins Weite. 
In hohen Sätzen that der Hund 
Die Frende an der Wandrung kund.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.