Full text: Moderne deutsche Dichter

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Doch plötzlich hält er an zu lauschen — 
Ihm ist's, als hört' er Schritte rauschen, 
Wie von der nahen Lichtung her— 
Der sothe Krieger greift zur Wehr. 
Doch Cid mit einem Sprung wie toll, 
Stürzt aus dem Dickicht, Jubels voll, 
Den weißen Jäger zu begrüßen, 
Den kaum erspäht sein lauschend Ohr, 
Springt wie berauscht an ihm empor, 
Legt sich dann winselnd ihm zu Füßen. 
„Mein Cid!“ ruft Nunes hoch entzückt, 
Wie er zum Hund sich niederbückt. 
Da düster tritt heraus vom Wald 
Des Indianers Hochgestalt, 
Blickt auf den Spanier unverwandt 
Und winkt dem Hunde mit der Hand. 
Der stutzt, springt auf und läuft zurück, 
Doch hält er in des Weges Mitte 
Unschlüssig an und hebt den Blick 
Zum Winkenden gleichwie zur Bitte. 
Der aber winkt dem Hunde wieder — 
Der Spanier ruft: „Cid! her zu mir!“ 
Verschüchtert steht das mächt'ge Thier 
Und senkt das Haupt zur Erde nieder; 
Weiß nicht, auf welchen Ruf zu eilen, 
Erkeunt nicht mehr den rechten Herrn; 
Gehorchen möcht' er beiden gern, 
——— 
Da tritt der Spanier trotzig wild 
Dem Krieger der Prairie entgegen, 
Der aber steht, ein ehern Bild, 
Will nicht ein Glied zur Flucht bewegen. 
Cid schleicht um beide hin im Kreis, 
Wie sie mit rollndem Aug' sich fassen, 
Scheu winselnd, weil er nicht mehr weiß, 
Wen er zu lieben, wen zu hassen. — 
Zum Kampfe schwingt die Waffe schon 
Des rothen Stammes letzter Sohn, 
Dann senkt er wieder sie zur Erde, 
Spricht mit gebietender Geberde: 
„Stark ist des rothen Kriegers Arm, 
Manch Scalp hieng ihm vom Gürtel warm;
	        
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