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Was zählst du, Kuckuck, meine Zukunftsjahre?
Wie oft du rufst, mir ist es einerlei —
Was mir das Leben hieß, das einzig wahre —
Es ist vorbei!
Und wenn im Wintersturm die Wälder
Auf weißem Felde tönt des Raben Schrei
Mir ist es lieber als des Lenzes Höhnen:
Es ist vorbei!
stöhnen,
VBegräbnis am Mordpol.
In todtenstiller Einsamkeit,
Wo noch anf hundert Meilen weit
Kein Menschenfuß gehalten,
Wo jeder Lebenslaut verstummt,
Was wollen sie hier, pelzvermummt,
Die wandernden Gestalten?
Ein Schlitten und sechs Männer dran,
Darauf im Sarg ein stiller Mann,
Ein todter Kamerade —
Die Thräne quillt um ihn so heiß,
Doch starrt auch sie zu Eis im Eis
Auf ihrem Wagenpfade.
Hier halt gemacht! Das Eis gesprengt!
Ein Spalt und ihn hinein gesenkt! —
Kein Sang, kein Glockentönen,
Doch braust der Sturm den Grabchoral,
Und berstend Eis mag rings zumal
Die Ehrensalven dröhnen.
So hat Natur den Feind geehrt,
Der ihrer männlich sich gewehrt,
Eh sie ihn überwunden.
Solch hehres, weites Todtenfeld
Hat wahrlich noch kein Kampfesheld
Nach grimmer Schlacht gefunden!
MN
Lied vom Stephansthurm
Ja, wenn der Steffel reden kunnt'
Was wüsst' er zu erzählen,
Er, dem im ganzen Wiener Rund
Sich gar nichts lässt verhehlen,
Der alle die Geschlechter schaus
Entstehen und vergehen,
Und dem ein jedes anvertraut
All seine Lust und Wehen!