Phöbos-Apoüon unb Helios oder Sol.
113
in Beziehung auf die ehemalige jährliche Sendung von sieben
Knaben uud sieben Mädchen als Opfer nach Kreta, bis Thesens
die Stadt von diesem Tribute befreite« Das Symbol dieses Apollon
ist der Delphin. — Auf dieses Fest folgte im Mai das apollinische
Hauptfest der Thargelien, als/Fest der unter der Wärme der
Sonne reifenden Feldfrucht und zugleich als Fest der Sühne, im
Andenken au die ehemaligen Menschenopfer.
Um diese Zeit wurde auch das Fest der Jelien, als ein
Hauptfest des ionischen Volksstammes der Griechen, gefeiert. In
dem Feste der Metageilnien, das im August gefeiert wurde, be¬
wirtete Apollon als Gott der Ernte und der Fülle die übrigen
Götter. Im Oktober brachte man ihm die Erstlinge von den
Feldfrüchten und Bohnen dar; aber im September feierte man
ihm die Feste als dem in Schlachten hilfreichen Gotte. — Natür¬
lich waren dem Gotte viele Tempel gewidmet. Der prächtigste
stand zu Delphi in der Landschaft Phokis, am Gebirge Parnafsos,
wo sich auch, wie oben erwähnt, sein berühmtes Orakel befand,
in welchem die Priesterin Pythia, auf dem heiligen Dreifüße fitzend,
weissagte. Der Dreifuß war von beträchtlicher Höhe und aus
Gold. Er stand gerade über der Öffnung eines tiefen Schlundes
im Felsen, aus dem fortwährend kalte Dünste ausströmten, wo¬
durch die darüber sitzende Priesterin in den Zustand der Ver¬
zückung versetzt wurde. Ihre Weissagung bestand in einzelnen, im
Taumel ihrer Verzückung ausgestoßenen Worten, welche die Priester
des Apollon in Verse einkleideten, die aber auch ihrerseits kluger¬
weise so eingerichtet waren, daß sie nicht einen einzigen und un¬
zweifelhaften Sinn darboten, sondern doppeldeutig und leicht miß-
zuferstehen waren.
So, um nur ein Beispiel anzuführen, riet das Orakel den
Athenern, als die Perserübermacht sich aus Griechenland heran-
wälzte, sich der „hölzernen Burg" zu vertrauen. Dies mißver¬
standen die athenischen Greise, indem sie sich auf der Burg mit
Pallisaden und hölzernen Bollwerken verschanzten, die natürlich
keinen Augenblick dem Feinde zu widerstehen vermochten; The-