Metadata: Deutsches Lesebuch für Handelsschulen

zufolge in sehr beschädigtem Zustande in Hamburg eingetroffen war. 
Nathusius reiste selbst nach Hamburg, fand, daß die Beschädigung 
nicht so bedeutend war, wie man gedacht hatte, kaufte in der Ver¬ 
steigerung den größten Teil des Tabaks, ließ ihn zweckmäßig be¬ 
handeln und verdiente 30 000 Taler daran. Nls nach Friedrichs II. 
Tode das Tabakmonopol in Preußen aufhörte, gründete er eine Tabak¬ 
fabrik, die so ansehnliche Geschäfte machte, daß die Nachfrage die Er¬ 
zeugung weit überstieg und mitunter in einem Bahre für mehr als 
70 000 Taler abgesetzt wurde. 
Nachdem zur Zeit der Napoleonischen Kriege das Tabakgeschäft 
minder einträglich geworden war, zog Nathusius das Geld daraus 
zurück und verwandte es zum Nnkauf des bei Magdeburg gelegenen 
Klosters Nlthaldensleben und einiger daran grenzender Güter. Diese 
Besitzungen, beinahe eine halbe Ouadratmeile des fruchtbarsten Bodens^ 
wurden nun der Schauplatz der vielseitigsten, mit der Landwirtschaft 
verbundenen Gewerbetätigkeit. Zunächst ward die Bewirtschaftung 
der Ländereien in allen ihren Zweigen verbessert; dann wurden 
nach den vollkommensten Mustern Brauereien, Brennereien, Mühlen 
errichtet, großartige Gärten angelegt, Gewächshäuser gebaut, an we¬ 
niger fruchtbaren Stellen 30 000 Gbstbäume gepflanzt, Ziegeleien, 
Steingut-, Porzellanfabriken und eine Nunkelrübenzuckerfabrik ge¬ 
gründet' und — im Mittelpunkte dieses riesigen Geschäftskreises 
stand der Krämerlehrling von ehedem als Schöpfer dieser kleinen Welt 
und leitete das Ganze mit scharfem Buge und kräftiger Hand. Dies 
war nur möglich mit Hilfe einer alles durchdringenden, musterhaften 
Ordnung. Ordnung! war darum der Zuruf, den Nathusius an sich 
selbst und an seine Leute ergehen ließ. Um alle Teile des Ganzen 
jederzeit klar und in kürzester Frist übersehen zu können, trennte er 
die einzelnen Geschäftszweige voneinander und stellte jeden unter 
Aufsicht eines besonderen Verwalters, der für alles verantwortlich war. 
Selbst die Hauswirtschaft wurde nach den Kegeln des Geschäfts geführt 
und ohne sofortige Zahlung nichts dahin verabfolgt. Über alles 
wurde aufs strengste und genaueste Buch geführt. Alle Verwalter 
statteten am Ende einer jeden Woche Bericht an das Hauptkontor ab, 
wo die hauptbuchhaltung ihren Sitz hatte, von Zeit zu Zeit ver¬ 
sammelte Nathusius die verschiedenen Verwalter seines Gewerbestaates 
zu gemeinschaftlichen Besprechungen und Beratungen um sich. Zum 
Zwecke der Verkehrserleichterung wurde ein eigenes Papiergeld aus¬ 
gegeben, das auch in der benachbarten Gegend gern angenommen 
wurde, da es jederzeit auf dem Hauptkontor versilbert werden konnte. 
Über nicht bloß um die einseitige Förderung seiner eigenen An- 
gelegenheiten war es Nathusius zu tun, auch für andere und anderer 
Sorgen hatte er ein warmes herz. Tausende gab er dahin, um neue 
Erfindungen und Entdeckungen in der Themie zu veranlassen. Nütz¬ 
liches zu stiften war überhaupt die leitende Triebfeder bei allen seinen 
Unternehmungen. Für seine Arbeiter sorgte er in väterlicher weise: er 
gründete für sie eine Spar- und Krankenkasse und war auch sonst
	        
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