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154. Audreas Hofer. 
1. Als der Sandwirt von Pas—⸗ 
seier 
Innsbruck hat mit Sturm genommen, 
Die Studenten ihm zur Feier 
Mit den Geigen mittags kommen, 
Laufen alle aus der Lehre, 
Ihm ein Hochvivat zu bringen, 
Wollen ihm zu seiner Ehre 
Seine Heldenthaten singen. 
2. Doch der Held gebietet Stille, 
Spricht dann ernst: „Legt hin die 
Geigen! 
Ernst ist Gottes Kriegeswille; 
Wir sind all dem Tode eigen. 
Ich ließ nicht um lust'ge Spiele 
Weib und Kind in Thränen liegen; 
Weil ich nach dem Himmel ziele, 
Kann ich ird'sche Feind' besiegen. 
3. Kniet bei euren Rosenkränzen, 
Dies sind meine frohsten Geigen; 
Wenn die Augen betend glänzen, 
Wird sich Gott der Herr drin 
zeigen. 
Betet leise für mich Armen, 
Betet laut für unsern Kaiser, 
Dies ist mir das liebste Carmen: 
Gott schütz' edle Fürstenhäuser! 
4. Ich hab' keine Zeit zum Beten; 
Sagt dem Herrn der Welt, wie's 
stehe, 
Wie viel Leichen wir hier sä'ten 
In dem Thal und auf der Höhe, 
Wie wir hungern, wie wir wachen, 
Und wie viele brave Schützen 
Nicht mehr schießen, nicht mehr lachen; 
Gott allein kann uns beschützen!“ 
155. Sonntagsfrühe. 
1. Gottesstille, Sonntagsruhe, Ruhe, die der Herr gebot! 
Meine Seele wach' und glühe mit im hellen Morgenroth. 
2. Könnt' ich in dem Zimmer bleiben, wenn das Volk zur Kirche wallt? 
Könnt' ich Alltagswerke treiben, wann der Glockenruf erschallt? 
3. Wo die holden Worte weilen, die der Herr auf Erden sprach, 
Lasset auch das Brot mich theilen, das er seinen Jüngern brach. 
4. O, das nenn' ich sel'ge Stunde, wo man dein, o Herr, gedenkt, 
Wo man mit der frohen Kunde von dem ew'gen Heil uns tränkt. 
5. Neues Leben, neue Stärke, reiner Andacht frische Glut 
Zu dem frommen Liebeswerke schöpf' ich aus der Gnadenslut. 
6. Und von göttlichen Gedanken einen reichen Blütenstrauß 
Trag ich heimwärts, Gott zu danken in dem kleinen, stillen Haus 
7. Erde, weit und ohne Grenzen! Himmel, drüber ausgespannt! 
Reich an Sternen und an Kränzen, scheint ihr mir ein heilig Land. 
8. Lass die Flamme stets mir brennen, o mein Heiland Jesu Christ! 
Lass es alle Welt erkennen, dass mein Herz dein Altar ist!
	        
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