14 Alte Geschichte. 
rechte Stellung und der Bau seiner Hände und Fuße, 
auszeichnet. Die feine Bildung des Augs und Ohrs, 
der wunderbare Kreislauf des Bluts durch die Schlag - 
und Blutadern, in Verbindung mit den weislich einge¬ 
richteten Athmungsorganen, die erstaunliche Kraft der 
Muskeln und das ungemein zarte Nervengeflechte, das 
mit dem Rückenmark und Gehirn zusammenhangt; — 
alles das und noch vieles Andere an und im Menschen¬ 
leibe ist an und für sich schon bewunderungswürdig ge¬ 
nug, erhalt aber seine rechte Bedeutung erst durch das, 
was den Thieren mangelt, durch seine vernünftige 
Seele. Zwar haben die Thiere auch eine Art von 
Seele: es zeigt sich bei ihnen Erinnerung, Sehnsucht, 
Freude, Furcht, Schmerz und eine gewisse Willenskraft; 
aber Solches erscheint nur als Naturtrieb oder Instinkt: 
es fehlt ihnen das Selbstbewußtseyn, und eben damit 
die Fähigkeit, ihren Schöpfer zu erkennen. 
Die Seele des Menschen ist ein von seinem Leibe 
ganz verschiedenes Wesen, unsichtbarer Art, bestimmt, 
den Leib zu bewegen und zu regieren. Dieß geschieht 
vermittelst des Geistes, der eine Kraft Gottes im 
Menschen ist, wie Paulus sagt: „In Gott leben, we¬ 
ben (bewegen wir uns) und sind wir" (Apost. 17, 28). 
Der Geist verbindet Leib und Seele mit einander und 
belebt beide. Zu einem vollständigen Menschen gehören 
also Leib, Seele und Geist (vrgl. 1 Thess. 5, 23). 
Dennoch kann die Seele auch ohne den Leib bestehen, 
aber nicht der Leib ohne die Seele. Die Seele ist ein 
einfaches Wesen, d. h. nicht, wie der Körper, aus ver¬ 
schiedenen Theilen zusammengesetzt; aber sie ist mit ver¬ 
schiedenen Kräften und Fähigkeiten ausgerüstet, z. B. 
mit Gefühl, Einbildungskraft, Gedächtniß, Verstand. 
Indessen unterscheidet sie von der thierischen Seele im 
Grunde nur das, daß sie eine vernünftige ist; denn 
selbst durch den Verstand sind wir nur dem Grade, 
nicht der Art nach von den Thieren unterschieden. Durch 
die Vernunft nämlich können wir, was höher steht