Full text: Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten

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die Welschen hat Gott verweht wie den Sand. 
Viel Tausende decken den grünen Nasen; 
die übrig geblieben, entflohen wie Hasen, 
Napoleon mit." 
5. Nimm Gottes Lohn! Habe Dank, Gesell! 
Das war ein Klang, der das Herz erfreut! 
Das klang wie himmlische Zimbeln hell, 
habe Dank der Mär' von dem blutigen Streit! 
Laß Witwen und Bräute die Toten klagen, 
wir singen noch fröhlich in spätesten Tagen 
die Leipziger Schlacht. 
6. O Leipzig, freundliche Lindenstadt, 
dir ward ein leuchtendes Ehrenmal! 
Solange rollet der Jahre Rad, 
solange scheinet der Sonnenstrahl, 
solange die Ströme zum Meere reisen, 
wird noch der späteste Enkel preisen 
die Leipziger Schlacht. 
E. M. Arndt. 
184. von 1815 bis 1870. 
Aus tiefster Erniedrigung hatte sich das deutsche Volk durch die 
Kriege von 1813 und 1815 gerissen; in gewaltigem Aufschwünge hatte 
sich das gesamte deutsche Leben gegen die Fremdherrschaft geeint. 
Die ungeheuersten Opfer waren von allen Seiten gebracht worden, 
und Napoleon war dieser mit Naturgewalt sich äußernden Kraft der 
Begeisterung erlegen. Man hatte gehofft, daß Deutschland frei, 
geeinigt und stark aus diesem schweren Ringen hervorgehen werde, 
man hatte darauf gerechnet, daß dem alten Reichsfeinde der „nie ver¬ 
jährte, schnöde Raub", Elsaß und Lothringen, abgenommen und da¬ 
durch eine gesicherte Westgrenze würde geschaffen werden. 
Doch das Hoffen war umsonst. 
Die deutsche Bundesverfassung, die der Wiener Kongreß zu¬ 
wege brachte, war nicht geeignet, die Hoffnungen des deutschen Volkes 
auf nationale Einigung zu erfüllen, und sie wurde von den Besten 
des Volkes aufgenommen wie etwas, was man nicht zu ändern ver¬ 
möge. Was durfte auch für Deutschlands Kräftigung erwartet werden 
von einer Versammlung, die zum größten Teile aus Vertretern aus¬ 
wärtiger Staaten bestand, und wo Interessen verfochten werden durften, 
die mit einem einheitlichen, kräftigen Staatswesen unvereinbar er¬ 
scheinen müssen! 
Statt eines Deutschen Reiches, „eins nach außen, schwertgewaltig, 
um ein hoch Panier geschart", schuf man das Grundgesetz eines 
ziemlich locker zusammenhängenden Staatenbundes, der nicht einmal 
fremden Staaten gegenüber eine einheitliche Vertretung hatte. An
	        
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