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Minister nach Preußen, und dieser erhielt zunächst den Auftrag, das ganze
Land zu bereisen, um die Gegenden kennen zu lernen, wo auf die Aus—
beutung von unterirdischen Schätzen zu rechnen sei. Besonders erhielt der
Steinkohlenbergbau und das Hüttenwesen in Schlesien schon damals die
heilsamste Anregung und Aufmunterung, um welche sich namentlich ein
Graf v. Reden große Verdienste erwarb.
Wie sehr Friedrichs eigene Thätigkeit in allen diesen Dingen ins ein—
zelne ging, davon zeugen Hunderte von Briefen und Kabinettsordres, die
wir von ihm haben. Nichts schien ihm für seine Teilnahme zu gering—
fügig, wenn es galt, irgend einen neuen Gewerbszweig zu gründen. So
verfügte er eigenhändig, daß die kleinen, bunten Nürnberger Spiegel im Lande
verfertigt und durch die Frankfurter Messe nach Polen verkauft werden
sollten. Ebenso befahl er, daß die kleinen Heiligenbilder, die unter Katho—
liken viel Absatz finden, wohlfeil fabriziert werden sollten, und fügte hinzu,
daß besonders die Bilder derjenigen Heiligen anzufertigen wären, welche
die Leute am liebsten hätten. Einst fand er auf dem Fremdenzettel einen
Oblatenhändler aus Leipzig; sofort erging eine Anfrage, warum die Oblaten
nicht im Lande gemacht würden. Es existiert eine Aufzeichnung von des
Königs Hand über die auf einer Reise durch Schlesien gemachten Beobach—
tungen. In Schweidnitz und Neiße fehle es noch an Ziegeldächern, man
müsse daran denken, sie zu schaffen; in Schmiedeberg fühle man sich von der
Kaufmannschaft gedrückt, die Sache verdiene Überlegung. Er notiert sich,
wo es in den Gärten an Gemüse oder an Obstbäumen fehlt. Striegau
bedürfe einer Manufaktur, er wisse jedoch für diesen Ort nichts anderes, als
etwa die Bereitung von Vitriol. In Oberschlesien besonders gebreche es
an Industrie. In Gleiwitz lasse sich eine Fabrik von Halbbaumwolle und
Halbleinen anlegen, in Tarnowitz würden Kunstschreiner beschäftigt werden
können, und so fort. Wie ein Hausvater, der seinen Besitz im Frühjahr
durchschreitet, bemerkt er an jeder Stelle, woran es gebricht und was sich
thun lasse.
Um den Vertrieb aller Waren zu erleichtern, wurden mancherlei Kanal—
bauten unternommen; insbesondere legte der König den Plauenschen, den
Finow⸗ und den Bromberger Kanal an und brachte hierdurch alle Flüsse
zwischen der Elbe und der Weichsel in Verbindung. Dem Handel in
Stettin, der durch die Eroberung Schlesiens schon sehr gewann, gab er
dadurch einen noch größern Aufschwung, daß er jenseits des Stettiner
Haffs, am Ausfluß des Oderarms Swine, den Seehafen Swinemünde an—
legen ließ.
Auch durch andere Einrichtungen wurde der Handel, durch welchen die
Gewerbthätigkeit erst das rechte Leben erhält, in hohem Grade befördert.
Die Kaufleute hatten bis dahin meist nur von Wucherern für hohe Zinsen
Geld geliehen erhalten; um es ihnen nun zu erleichtern, sich in augenblick—
lichen Verlegenheiten Hilfe zu schaffen, wurde die erste Bank errichtet, welche
zu billigen Zinsen Geld vorschießen sollte. Bald dehnte sich ihre Thätigkeit
durch Provinzialbanken auf alle Teile des Landes aus. Um ferner den
Handel über See zu beleben, wurde die Seehandlungsgesellschaft begründet,