Bibelübersetzung.
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Luther war mit der Ausdrucksweise des vornehmsten wie des einfachsten Mannes genau
vertraut, fortwährend sah er „dem gemeinen Manne aufs Maul", um die Muttersprache
immer besser kennen zu lernen. Um alle Fleischteile des jüdischen Opfers treffend benennen
zu können, läßt er sich im Schlachthause einige Hammel schlachten, „damit ihm ein beut-
scher Fleischer berichtet, wie man ein jedes vom Schaf nennete." Darum konnte er auch
die Bibel „recht (verdeutschen". — Die Bibel wurde das Haus- und Andachtsbuch des
deutschen Volkes. Mit der Bibel wurde zugleich die Sprache Luthers in ganz Deutsch¬
land bekannt und verbreitet.
Luther dichtete eine große Saht geistlicher Lieder (Ein feste Burg, Aus tiefer Hot)
und wurde der Schöpfer des evangelischen Kirchenliedes. Er schrieb auch den Kleinen
Katechismus für Haus und Schule. Durch feine Bibelübersetzung, seine Kirchen¬
lieder und seinen Katechismus legte Luther den Grund zu unserer einheit-
lichen deutschen Schriftsprache.
heim zum Kampfe gegen die Bilderstürmer. In Wittenberg drohte feinem
Werke Gefahr und zwar durch einen Freund und Mitstreiter, den Professor Karl«
stadt. Schon früher hatte es eine Sekte gegeben, welche die Rindertaufe verwarf
und eine „Wiedertaufe" der Erwachsenen forderte. Ihr Haupt war jetzt ein schwär-
merischer Mann, Thomas Münzer; dieser kam nach Wittenberg, und hier schloß
sich ihm Karlftaöt an. Dieser wünschte außerdem in den wittenberger Kirchen alles
auszurotten, was noch an die katholische Kirche erinnerte. Mit einem anhange von
aufgeregten Studenten und Bürgern stürmte er die Kirchen und zerstörte Bilder,
Kruzifixe, Banner usw. (Ein solch gewalttätiges Treiben hielt Luther für Teufelswerk,
und es hielt ihn nicht länger mehr auf der Wartburg. Trotz Bann und acht eilte
er nach Wittenberg. Hier predigte er gegen den Unfug fo gewaltig, daß Karlstadt
und die Schwarmgeister und Bilderstürmer alsbald die Stadt verließen.
Der Bauernkrieg. Schwarmgeister.
Kufstand der süddeutschen Bauern. Die armen Bauern legten sich das Wort
Luthers von der Freiheit eines Thristenmenschen weltlich aus; sie verstanden darunter
Befreiung von Frondienst und Knechtschaft. Bewaffnete Bauernfcharen rotteten sich
1524 am Bodensee zusammen, aus den Städten erhielten sie Zulauf von Bürgern,
die mit dem Regiment der „Geschlechter" unzufrieden waren (f. S. 59); Reichsritter
fanden sich ein und wurden die Hauptleute. Der aufstand verbreitete sich lammen«
gleich über ganz Süddeutschland, das Elsaß und die österreichischen aipenländer.
3n den „12 Artikeln" forderten die Bauern u. a. den alten Enteil an der ge-
meinen Mark, Aufhebung der Leibeigenschaft und des Frondienstes, dazu einige kirchliche
Hechte (Pfarrerwahl, deutsche predigt). Was sie verlangten, war maßvoll und klingt uns
heute selbstverständlich. Buch Luther trat anfangs für die geknechteten Bauern ein; er
ermahnte die Fürsten und Herren, das Los der Bauern zu bessern. — Aber um zum Ziel
zu gelangen, schritten die Bauern zu furchtbaren Gewalttaten.
Sie zerftörten Burgen und Klöster, auch die Stabt Weinsberg hatten sie er-
obert; die ritterliche Besatzung wurde grauenhaft hingemordet. Ganz Schwaben und
Franken war monatelang in ihrer Gewalt.
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