fullscreen: Elsaß-Lothringisches Schul-Lesebuch (Oberstufe, [Schülerbd.])

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der Farben erscheint auf der Hellen Fläche. Bald malt die Sonne ihr Bild auf 
dem Eise als eine glänzende Scheibe, bald läßt sie den ganzen kristallenen See 
in einem roten Feuer brennen. An jener Seite schwärmt die Jugend des Dorfes 
auf dem Eise umher. Ein Haufe schwebt auf tönenden Schlittschuhen in geschick¬ 
tem Gleichgewichte so schnell wie der Flug eines Pfeiles dahin, so schnell, daß j' 
die Blicke ihm kaum mehr in die Ferne folgen können; — ein anderer jagt im | 
rauschenden Schlitten herum, und Fröhlichkeit und Scherz herrschen unter den Ì 
kleinen zerstreuten Scharen. ! 
Fast jeder Morgen zeigt neue Werke des Frostes von mannigfaltigen 
Gestalten und Farben, die er in der stillen Nacht verfertigte. Das Dach 
ist mit silbernen Eiszapfen umhangen; die von Felsen herabfließenden 
Regenströme haben ihren Lauf vergessen und bilden an den Wänden, an 
denen sie sich ergossen, lauge, weiße Säulen, die dem Auge entgegen¬ 
schimmern. Dann tönt die Erde unter dem Schritte der Reisenden, und 
jeder Schall bricht heller durch die kalte Luft. Vergebens senken sich die 
Strahlen des Mittags auf die versteinerte Erde herab, kaum fühlt sie die 
schwache Berührung des erwärmenden Lichtes; und wenn auch das Tal 
auf einige Stunden seine Härte erweichen zu lassen scheint, so wlederholt 
doch bald der Frost sein kaltes Blasen und zwingt das, was die milde 
Sonne aufgelöst hatte, wieder unter seine rauhe Herrschaft. 
Hirschsrld. 
Ml. Hoffnung. 
1. Und dräut der Winter noch so sehr 
mit trotzigen Gebärden, 
und streut er Eis und Schnee umher, 
es muß doch Frühling werden. 
2. Und drängen -tz Nebel noch so dicht 
sich vor den Blick der Sonne, 
sie wecket doch mit ihrem Licht 
einmal die Welt zur Wonne. 
3. Blast nur, ihr Stürme, blast mit 
Macht! 
Mir soll darob nicht bangen; 
auf leisen Sohlen über Nacht 
kommt doch der Lenz gegangen. 
4. Da wacht die Erde grünend auf, 
weiß nicht, wie ihr geschehen, 
und lacht in den sonnigen Himmel hinauf 
und möchte vor Luft vergehen. 
5. Sie flicht sich blühende Kränze inS 
Haar 
und schmückt sich mit Rosen und Ähren 
und läßt die Brünnlein rieseln klar, 
als wären es Freudenzähren. 
6. Drum still! und wie es frieren mag, 
o Herz, gib dich zufrieden! 
Es ist ein großer Maientag 
der ganzen Welt beschützen. 
7. Und wenn dir oft auch bangt und graut, 
als sei die Höll' auf Erden, 
nur unverzagt auf Gott vertraut! 
Es muß doch Frühling werden. 
Eridel.
	        
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