Object: Römische Geschichte in kürzerer Fassung

154 
Dritte Periode, 264 —133 v. Clir. 
und diese Seite war durch hohe Mauern und Thürme aufs Wirk¬ 
samste vertheidigt. Hier, auf dieser Seite, machte Scipio gleich¬ 
wohl nach seiner Ankunft einen Angriff und, nachdem derselbe 
zurückgewiesen worden, noch einen zweiten. Indessen diese An¬ 
griffe waren nur darauf berechnet, die Aufmerksamkeit des Feindes 
von der Westseite abzulenken, wo, wie ihm verrathen worden 
war, zur Zeit der Ebbe das seichte Wasser durchwatet werden 
konnte. Hierher schickte er also während des zweiten Angriffs 
auf die Nordseite, als die Ebbe eingetreten war, eine Abtheilung 
seiner Truppen, die unbemerkt an die dortige niedrige Mauer 
gelangte, sie überstieg und dann von innen ein Thor öffnete, 
durch welches das übrige Heer eindrang. So war die Stadt ge¬ 
nommen; bald darauf wurde auch die Burg von Mago übergeben, 
der sich in dieselbe geflüchtet hatte, aber einsah, dass er sie 
mit seinen wenigen Leuten nicht behaupten könne. Der Gewinn 
aber, den Scipio mit dieser Eroberung machte, war ausserordentlich 
gross. Die reichen Kriegsvorräthe, die hier aufgehäuft waren, 
18 im Hafen liegende Kriegsschiffe und selbst eine bedeutende 
Geldsumme fielen in seine Hände, und dabei war auch Alles, was 
von Menschen in der Stadt anwesend war, in seine Gewalt ge¬ 
geben, darunter auch die Geissein der spanischen Völkerschaften, 
die hier in grosser Zahl aufbewahrt wurden. Er verfuhr gegen 
diese grosse Menge von Menschen, über die er freie Verfügung 
hatte, mit eben so viel Klugheit als Mässigung und Milde. Nur 
Mago und eine Anzahl vornehmer Carthager schickte er mit der 
Siegesbotschaft als Gefangene nach Rom; die übrigen Truppen 
verwandte er zur Bemannung der 18 carthagischen Schiffe mit 
dem Versprechen, sie, wenn sie treue und nützliche Dienste 
leisteten, nach Beendigung des Krieges frei zu entlassen; mit 
demselben Versprechen benutzte er 2000 Werkleute als Staats¬ 
sclaven zu den Arbeiten in den öffentlichen Werkstätten; den 
städtischen Einwohnern selbst schenkte er — freilich erst, nach¬ 
dem bei der Einnahme das Werk des Mordens und Plünderns von 
den Soldaten vollzogen worden war — die volle Freiheit; den 
Geissein endlich versprach er, sie sofort in ihre Heimath zu ent¬ 
lassen, wenn er sich versichert haben würde, dass ihre Landsleute 
sich an die römische Partei auschliesseu würden, womit er einen 
grossen Theil der spanischen Völkerschaften auf seine Seite zog.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.