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Einleitung.
dem Streit der Nationalitäten, in den derselbe eingriff, ein Ende gemacht hat,
anerkannt und gehandhabt wurde. Dabei konnte die eigentümliche Entwickelung
der Nationen nicht fortschreiten. Das Regiment des Königs erschien überall
als eine Fremdherrschaft. Die Perser begnügten sich nicht mit einem zweifel¬
haften Tribut, wie die Assyrer; die Abhängigkeit wurde durch eine bestimmte
Schatzung ausgesprochen. Aber die alten nationalen Selbständigkeiten wurden
doch auch nicht geradezu unterdrückt. Noch gab es Völkerschaften, welche ihre
angestammten Oberhäupter behielten oder überhaupt zu feinem Gehorsam zu
bringen waren; man lag mit ihnen häufig in Fehde, duldete aber gern oder
ungern ihre Existenz.
Babylon blieb die Hauptstätte des Gottesdienstes und des Handels, die
es von jeher gewesen war. In der Stadt der Lilien, Schüschan (Susa), war
die vornehmste Residenz der Könige. In der Mitte von Iran, in Persien,
der Heimat des Stammes und Volkes, hat sich Darius eine prächtige Königs¬
burg gegründet, deren Ruinen durch ihr Quadergefüge und die benachbarten
Königsgräber an die ägyptischen Bauwerke erinnern: Persepolis. Auf breiten
Stufen, die aus ungeheuren Marmorblöcken auf das sorgfältigste gearbeitet
sind, ersteigt man die erste Terrasse, deren Eingang mit den wunderbaren
Tiergestalten der iranischen Mythologie verziert ist, dem Einhorn, dem Symbol
der Stärke, dem geflügelten Löwen, der, mit dem Diadem geziert, die unwider¬
stehliche Kraft des Königtums verfiunbildet. Auf der zweiten Terrasse ist der
König abgebildet, wie er einem Gesandten Audienz erteilt. Hinter ihm steht
ein Sklave mit verhülltem Munde und mit dem Fliegenwedel. Der Gesandte
erscheint in ehrerbietiger Stellung, auch mit der Hand vor dem Munde, damit
sein Odem den König nicht berühre. Was diesem prächtigen Monument des
alten Völkerkönigtums — voll von Würde, phantastisch und groß — aber noch
hohem Wert giebt, als die Säulen und Reliefs, das sind die Inschriften daselbst.
Sie zählen die Länder auf, welche der König außer Persien regiert; da
erscheinen auch die „flechtentragenden" Ionier. „Ich beherrsche sie", sagt der
König, „sie bringen mir Tribut; was ich ihnen befehle, das thun sie; mein
Gesetz wird gehalten." — „Auramazda übergab mir diese Länder, als er sie im
Ausruhr sah, und verlieh mir über sie die Herrschaft; durch die Gnade Auramazdas
habe ich sie wiederum geordnet." Abermals betont er dann die Tapferkeit der
Perser, durch welche es soweit gekommen sei. „Wenn du fragst, wie viele
waren der Länder, die König Darius regierte, so sieh das Bild derer an, welche
meinen Thron tragen, auf daß du sie kennst. Alsdann wirst du wissen, daß
die Lanze des persischen Mannes weit vorgedrungen ist, daß der persische
Mann Schlachten geschlagen hat fern von Persien."
Mit diesem selbstbewußten Persertum sollte bald genug das europäische
Hellenentum in entscheidendem Kampfe sich messen.
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