Contents: Schumann-Heinzes Leitfaden der preußischen Geschichte

Gilgenburg zerstört. Bei GanuenSerg trat ihm der tapfere Hochmeister 
Ulrich von Jung in gen mit 83 000 Streitern entgegen. Heiß wogte der 
Kampf. Schon stürmen die Polenscharen zurück, da ermannt sich noch einmal 
die polnische Übermacht, und Verrat im eigenen Heer (die Eidechsen) lähmt 
die Streiter des Ordens. Die Blüte des Ordens sinkt sterbend auf das blut¬ 
getränkte Gefilde: der Hochmeister, der Großkomtur und um sie geschart titele 
Komture, und mehr als zweihundert Ordensritter, mehrere hundert andere 
Ritter und viele tausend Streiter bedecken mit ihren Leibern die Stätte, die 
übrigen sind zersprengt, viele gefangen. Diese Niederlage bei Tannen 
berg brach die Macht des Ordens für immer. Jagello weilte 4 Tage 
auf dem Schlachtfelde und gab dadurch dem heldenmütigen Heinrich von 
Plauen, dem Komtur von'Schwetz, Zeit, sich mit seiner Kriegerschar in die 
Marienburg zu werfen. Die Stadt Marienburg wurde verbraunt, die Bürger 
mit den Ihrigen und der besten Habe in die Burg ausgenommen. Als 
Jagello heranrückte, war alles zur Verteidigung aufs beste eingerichtet. Ver¬ 
geblich lag Jagello zehn Wochen mit feiner ganzen Macht vor der Burg;, er 
gab die weitere Belagerung auf und trat den Rückzug an. Im ersten 
Frieden von Thorn 1411 behauptete nun der Orden fast sein ganzes 
Gebiet (mit Ausnahme von Samogitien, einem eroberten Teil Litauens); aber 
es war ein arg verwüstetes Land, von Hader und Zwietracht zerfressen. Da 
galt es, zerstörte Burgen, niedergebrannte Dörfer, geschädigte Städte wieder 
zu erbauen, menschenleere Gegenden wieder zu bevölkern. Mit eiserner That¬ 
kraft griff Heinrich, von Plauen, der neue Hochmeister des Ordens, durch:- 
die Wertgeräte und Kirchenschätze des Ordens wurden eingeschmolzen, die 
Städte und Ritter, Bauern und Knechte mit Zins belegt, den Ordensbrüdern 
die alte Regel der Armut wieder zu Gemüte geführt. Das schaffte dem Hoch¬ 
meister nirgends Freunde, die Ordensritter waren erbittert gegen ihn. Sie 
feindeten ihn an, verklagten ihn und entsetzten ihn seines Amtes. Fünfzehn 
Jahre lang hielt man den Retter des Landes in Gefangenschaft. Kaum wieder 
freigelassen, starb er. 
Der Adel und die Städte traten nun in offenen Gegensatz zum Orden, 
bildeten 1440 zu Marienwerder den „preußischen Bund" zur Verteidigung 
ihrer Rechte gegen die Übergriffe des Ordens utti^ erklärten 1454 dem Orden 
den Krieg, indem sie sich dem Könige Kasimir.'von Polen unterwarfen. 
Anfangs errang der Orden einen glänzenden Sieg bei Konitz, aber bald 
fehlte es ihm ant Gelde. Er verkaufte die Neumark an Friedrich II. Eisenzahn 
von Brandenburg, und um sich bezahlt zu machen, verkauften die Söldner dem 
Könige von Polen die Marienburg. Der Hochmeister zog sich von Marienburg 
nach Königsberg zurück. Int‘zweiten Frieden zu Worn mußte endlich 
1466 der Orden alles Land westlich der Weichsel nebst Ermland 
(Westpreußen) an Polen abtreten und behielt nur Ostpreußen als pol¬ 
nisches Lehn. So war also Preußen vom deutschen Reiche losgelöst und 
den Slaven überantwortet. Es schien, als sollte das von den Deutschen vor 
Jahrhunderten siegreich zurückgedrängte Slaventum hier in Preußen und bald 
auch an den Ostseegestaden für immer triumphieren. Da wurden die Hohen- 
zollern die Retter des Landes. 
4. Nach dem zweiten Frieden von Thorn strebten die Ordensritter danach, 
in Ostpreußen die Lehnshoheit abzuschütteln. Ilm dies zu erreichen, wollten 
sie einen Fürsten aus einem deutschen einflußreichen Fürstenhause zum Hoch¬ 
meister wählen. Die Wahl fiel 1511 auf den Markgrafen Albrecht von 
Brandenbnrg-Ansbach, einen Neffen des Königs Sigismund von Polen. 
Auch dieser versuchte, der Lehnspflicht ledig zu werden, aber vergeblich; denn 
das deutsche Reich gewährte keine Hülfe. Da nun in Preußen sich die Re¬ 
formation mit großer Schnelligkeit ausbreitete, so rieten Luther und 
Melanchthon dem Hochmeister, den Orden aufzulösen und den alten 
Ordensstaat in ein weltliches Fürstentum umzuwandeln. Diesen 
Rat befolgte Albrecht. In dem Kehnsverlrage zu Krakau 1525 erkannte 
er den König von Polen als feinen Lehnsherrn an und empfing von ihm die 
Belehnung mit Preußen als einem erblichen Herzogtum. Die 
Ordensritter wurden durch Anweisung von Gütern befriedigt und traten in
	        
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