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spanischen Erbschaft, welches den großen Opfern, die es ge-
bracht, nicht entsprechend war, nämlich das Oberquartier Geldern
(südlich von Cleve) mit der gleichnamigen Hauptstadt. Friedrich
Wilhelms Politik war defensiv und unter dem Einflüsse seines
Rathgebers Seckendorf an die österreichischen Interessen ge-
knüpft. Nur an dem nordischen Kriege (1700—1721) betheiligte
er sich. Als die Feinde Karls XII., Rußland, Dänemark, Polen,
dessen Aufenthalt in der Türkei benutzten, um Schwedens aus-
wärtige Besitzungen zu theilen, hielt er die Gelegenheit für
günstig, Schwedisch-Pommern zu gewinnen, auf das er voll-
gültige Rechte hatte. Er besetzte Stettin, eroberte die Insel
Rügen, sowie Stralsund (1715). In dem Frieden von Stock-
Holm 1720 bekam Preußen Stettin, Vorpommern bis zur
Peene, sowie die Inseln Usedom und Wollin.
Friedrich Wilhelm war eine derbe, dem Praktischen zuge-
wandte Natur. Er duldete keinen Widerspruch, weder im
Privatleben noch in der Staatsverwaltung. Als die preußischen
Stände sich schriftlich über zu hohe Steuern beklagten, schrieb
er an den Rand des Aktenstückes: „Der Junker ihre Autorität
wird ruinirt werden, ich stabilire die Souverainete wie ein
rocher von bronce". Das Militär machte seine Freude aus,
namentlich das Riesenregiment. Er war ein bedeutendes wirth-
schaftliches Talent, sparsam und thätig und wußte auch sein
Volk zu Einfachheit, Sparsamkeit und Rührigkeit anzufeuern.
Für die innere Entwickelung des preußischen Staates kann die
Wirksamkeit Friedrich Wilhelms nicht hoch genug angeschlagen
werden; hier ist er wahrhaft groß und originell und vom
ersten Tage seiner Regierung, wo er die Liste der müßigen,
überflüssigen Hofbeamten strich, bis zu seinem letzten Athemzuge
consequent geblieben. Er hat dem Staate das harte, scharfe,
spartanische Gepräge gegeben, er hat ihm den Geist
der strengen Arbeit, der nüchternen Sparsamkeit,
der unerbittlichen Disciplin mitgetheilt, der eine noth-
wendige Bedingung des Aufschwunges war, den Preußen später
genommen hat.