Full text: [Teil 3, [Schülerband]] (Teil 3, [Schülerband])

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verflossen und der bestimmte Tag wieder erschienen, so wird er seiner 
Würde entsetzt, man beraubt ihn des königlichen Schmucks und legt 
ihm schlechte Kleider an. Seine Diener tragen ihn mit Gewalt ans 
Ufer und legen ihn in ein besonders dazu gebautes Schiff, das ihn 
auf eine andere Insel bringt. Diese Insel ist wüst und öde; jeder, 
der noch vor wenigen Tagen ein mächtiger König war, kommt hier 
nackt an, und findet weder Unterthanen noch Freunde. Niemand 
nimmt an seinem Unglücke Teil, und er muß in diesem wüsten 
Lande ein trauriges und kummervolles Leben führen, wenn er sein 
Jahr nicht gut angewendet hat. Nach der Verbannung des alten 
Königs geht das Volk dem neuen, den ihm die Vorsehung des 
Alm aͤchtigen jedes Jahr ohne Ausnahme sendet, auf die gewöhnliche 
Weise entgegen und nimmt ihn mit gleicher Freude, wie den vorigen, 
auf. Dies, Herr, ist das ewige Gesetz dieses Reiches das kein 
König während seiner Regierung aufheben kann. 
Sind denn auch meine Vorgänger, fragte der König weiter, 
von dieser kurzen Dauer ihrer Hoheit unterrichtet gewesen? Keinem 
von ihnen, antwortete der Vezier, war dieses Gesetz der Vergäng— 
lichkeit unbekannt; aber einige ließen sich von dem Glanze, der ihren 
Thron umgab, verblenden; sie dergaßen die traurige Zukunft und 
verlebten ihr Jahr, ohne weise zu sein. Andere berauschten sich in 
der Suͤßigkeit ihres Glücks; sie getrauten sich nicht, an die wüste 
Insel zu denken, aus Furcht, die Annehmlichkeit des gegenwärtigen 
Genusses zu verbittern, und wie Trunkenẽ aus einer 
Freude in die andere, bis ihre Zeik um war und sie in das Schiff 
geworfen wurden. Wenn der unglückliche Tag kam, so fingen alle 
an, sich zu beklagen und ihre Verblendung zu beseufzen; aber nun 
war es zu spät, und sie wurden ohne Schonung dem Elende über— 
geben, das sie erwartete, und dem sie durch Weisheit nicht hatten 
verbengn wollen. 
iese Erzählung des Veziers erfüllte den König mit Furcht; 
er schauderte vor dem Schicksal der vorigen Könige und wünschte 
ihreni Unglücke zu entgehen. Er sah mit Schrecken, daß schon einige 
Wochen von diesem kurzen Jahre verflossen waren, und daß er eilen 
müsse, die übrigen Tage seiner Regierung desto besser zu nützen 
Weiser Vezier, antwortete er dem Geiste, du hast mir mein künftiges 
Schicksal und die kurze Dauer meiner königlichen Macht entdeckt; 
aber ich bitte dich, sage mir auch, was ich thun muß, wenn ich das 
Elend meiner Vorgänger vermeiden will 
Erinnere dich, Herr, antwortete der Geist, daß du nackt auf 
unsere Insel gekommen bist, denn ebenso wirst du wieder hinaus— 
gehen und nie wieder zurückkommen. Es ist also nur ein einziges
	        
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