Full text: [Tertia, [Schülerband]] (Tertia, [Schülerband])

Hardenberg: Kreuzgesang Chamisso: Die Weiber von Weinsberg. 113 
61. Die Weiber von Weinsberg. 1140 n. Chr. (1831.) 
Von Adalbert von Chamisso. Werke. Leipzig, 1851. 
Der erste Hohenstaufe, der König Konrad, lag 
Mit ersn por Weinsberg seit mauchem langen Tag; 
Der Welfe war geschlagen, noch wehrte sich das Nest, 
Die unverzagten Städter, die hielten es noch fest. 
Der Hunger kam, der Hunger! Das ist ein scharfer Dorn. 
Nun suchten sie die Gnade, nun fanden sie den Zorn: 
„Ihr habt mir hier erschlagen gar manchen Degen wert, 
Und öffnet ihr die Thore, so trifft euch doch das Schwert.“ 
Da siud die Weiber kommen: Und muß es also sein, 
Gewührt uns freien Abzug, wir sind vom Blute rein!“ 
Da hat sich vor den Armen des Helden Zorn gekühlt, 
Da hat ein sanft Erbarmen im Herzen er gefühlt. 
Die Weiber mögen abziehn, und jede habe frei, 
Was sie vermag zu tragen und ihr das Liehste sel 
Laßt ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert sort, 
Das s des Königs Meinung, das ist des Königs Wort.“ 
Und als der frühe Morgen üm Osten kaum gegraut, 
Da hat ein sellnes Schalspiel vom Lager man geschaut; 
Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Thor, 
Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Schritt hervor. 
Tief beugt die Last fie nieder, die auf dem Nacken ruht, 
Sie tragen ihre Ehherrn, das ist ihr liebstes Gut. 
„Halt an die argen Weiber!“ ruft drohend mancher Wicht; 
Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht.“ 
Da hat, wie er's vernommen, der fromme Herr gelacht: 
„Und war es nicht die Meinung, sie haben's gut gemacht; 
Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht, 
Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht.“ 
So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht. 
Die Sage schallt herüber aus halbvergeßner Zeit. 
Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich's verzeichnet fand, 
Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland. 
62. Der Schenk von Limburg. Um 1200. (1816.) 
Von Ludwig Uhland. Gedichte. Stuttgart, 1863. 
L. Zu Limburg auf der Feste, Gewaltig konnt' er schreiten 
Da wohnt' ein edler Graf, Und war von hohem Wuchs. 
Den keiner seiner Gäste 3. Wohl hatt' er Knecht und Mannen 
Jemals zu Hause traf. Und hatt' ein tüchtig Roß, 
Er trieb sich allerwegen Ging doch zu Fuß von dannen 
Gebirg' und Wald entlang; Und ließ daheim den Troß. 
Kein Sturm und auch kein Regen Es war sein ganz Geleite 
Verleidet' ihm den Gang. Ein Jagdspieß stark und lang, 
2. Er trug ein Wams von Leder An dem er über breite 
Und einen Jägerhut Waldströme kühn sich schwang. 
Mit mancher wilden Feder; C Nun hielt auf Hoheustaufen 
Das steht den Jägern gut. Der deutsche Kaiser haus; 
Es hing ihm an der Seiten Der zog mit hellen Haufen 
Ein Trinkgefäß von Buchs; Einsmals zu jagen aus. 
Paulsiek, deulsches Lesebuch. II. 1.
	        
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