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Demungeachtet leistete David dem Koͤnige und
dem Volke durch seine Klugheit und durch seinen wag
unausgesetzt die wichtigsten Dienste.“ Saul war ser
Todfeind, der versucht hatte, ihn mit eigner Hand um⸗
zubringen, und listige Anstalten machte, um ihn in die
Gefahr zu locken, und darin umkommen zull ssen.
Demungeachtet ließ David sich von Zorn und Rache nicht
hinreissen. Er floh den Saul, aber er verzieh ihm
grosmuͤttzig seinen treulosen und schwarzen Undank. Einst
war der Koͤnig * Haͤnden. David hatte sich
nehmlich mit seinen getreuen Kriegsmaͤnnern in eine
Hoͤhle verborgen. Saul, der ihn wuͤthend verfolgte,
trat, um auszuruhen, in eben diese Hoͤhle, ohne zu
wissen, wer sich darin aufhielt. Hier waͤr' es dem
David nach dem Rathe seiner Begleiter sehr leicht gewe⸗
sen, mit einem Streiche seines Schwertes sich von sei⸗
mem erbitterten Feinde und Verfolger zu befreien, und
fich dadurch auf einmahl den Weg zur hoͤchsten Stufe der
irdischen Ehre zu bahnen. Davids Gemuͤth verabscheute
den Gedanken, seine Hand an den Gesalbten des Herrn
zu legen. Er schnitt aber einen Zipfel vom koͤniglichen
Mantel, und durch diesen uͤberzeugte er den Saul, so⸗
bald er wieder ins Freie herausgetreten war, daß er
keine schlechte Gesinnung gegen ihn hege, und nie etwas
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schaͤmte sich seines niedrigen Mißtrauens und seiner bos—
haften Feindseligkeit gegen David; und gestand ein,
daß der Beleidigte besser sey als er, und ihm Boͤses mit
Gutem vergolten habe. David wurde unter goͤttlicher
Leitung nach Sauls Tode Koͤnig, und das ganze Volk
unterwarf sich nach und nach seiner Regierung.
Den