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Wetterleuchten⸗ Das meiste Wetterleuchten aber ent⸗
stehet dadurch, daß entweder eine Menge elektrischer Mate—
rie aus der Luft nach der Gewitterwolke zu faͤhrt, oder aus
derselben sich in die andern Wolken ergießt, oder in die
Lust verbreitet. Der Donner entstehet durch das schnelle
Zufammenstoßen der Lufttheilchen, welche der Blitz unter
Weges ploͤtzlich aus der Stelle treibet oder aufloͤset. Durch
das Echo wird dersesbe besonders in Gebirgen sehr verstaͤrkt.
Wenn der Blitz sehr nahe niederfaͤllt, so nimmt man ge—
woͤhnlich nur ein Krachen wahr. Der Donner wird de—
sto spaͤter nach dem Blitze gehoͤret, je weiter das Gewitter
entfernt ist, und man kann aus der Zwischenzeit die Ent⸗
fernung der blitzenden Wolke ungefaͤhr bestimmen, wie iht
schon bei der Lehre vom Schalle gelesen habet. Wenn ihr
nehmlich zwischen dem Blitze, und dem durch denselben ver—
anlaßten Donner, etwa nur fuͤnf Mahl das Wort Schle⸗
sien deutlich aussprechen koͤnnet, so ist das Gewitter seht
nahe.
So gefaͤhrlich nun auch die Gewitter einerseits wer—
den koͤnnen, so vielfach sind doch ihre wohlthaͤtigen Wir—
kungen. Die Gelehrten behaupten, daß die elektrische
Materie zum Leben der Thiere, und zum Gedeihen der
Pflanzen nothwendig seyn und ihr habt es wohl selbst schon
gesehen, dab die Gewaͤchse nach einem Gewitterregen weit
munterer, und gleichsam froͤhlicher wachsen und bluͤhen, als
bei dem gewoͤhnlichen Regen, obschon auch mit diesem eine
schwache Elektrizitaͤt verbunden ist. Auch traͤgt die elektri⸗
sche Materie dazu bei, daß der Erdboden mehr aufgeloͤset,
von der Luft mehr durchgearbeitet, und zur Ertaͤhrung der
Ge⸗