Full text: Lesebuch für die obere Klasse der Katholischen Elementarschulen in dem Herzogthume Schlesien und der Grafschaft Glaz

mißbraucht, verlert bei Anderen nach und nach Treu und Glauben 
und wird in keiner Gesellschaft von rechtlichen, wahrheitsliebenden Men⸗ 
schen gern geduldet Viele ungesittete Menschen, besonders Fuhrlentt 
und Landbauer, glauben, daß sich das Vieh durch Fluchen besser 
den lassez obschon die ursache, daß das Vieh dabei aufzumerken schent 
hicht im Fluchen, sondern in der staͤrkeren Stimme zu suchen ist. — 
Ewoͤreß, belmeiner Seele, und ahnliche Redensarten, sn 
unbedachtsam, und strafbare Aeußerungen eines ungezogenen Menscher 
Die Religion will nicht, daß man bei einem Haare des Hauf⸗ 
e shwren wie weit wenger souten wir es daher wagen, beĩ Alei— 
nigkeilen unsere Seele zum Pfande zu setzen? h) 
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Die obigen Vorschriften gehoͤren zwar eigentlich un⸗ 
ter diejenigen Pflichten, welche die Religion und das, ie⸗ 
dem Menschen ins Herz geschriebene Suͤtengesetz gebietet⸗ 
und welchem ihr folglich, meine lieben Kinder, wie ihr 
bieses auch schon in dem Religionsunterrichte gehoͤret ha⸗ 
ben werdet, ohne Ruͤcksicht auf das Lob oder den Tadel 
anderer Menschen, Genüge leisten muͤsset. Die Befol⸗ 
gung derfelben traͤgt indessen das meiste dazu bei, von Au 
deren fuͤr gesitiet und artig gehalten zu werden, und die 
Religion etlaubt es auch, dadurch nach dem Lobe anderer 
Menschen zu streben, indem sie Alles zu thun befiehlt i) 
was ehrbar ist, und angenehmmacht, und uns 
einen guten Ramen verschafft; sie sind also, da 
sie euch nicht oft genug ans Herz gelegt werden koͤnnen 
hier mit angesuͤhrt worden. Die Pflichten der Maͤßigkeit 
im Efssen und Trinken, deren Beobachtung auf die Em⸗ 
pfehlung eines Menschen auch einen sehr wichtigen Einfluß 
hat, sind aber deshalb uͤbergangen wotden, weil sie in 
der Lehre von dem menschlichen Koͤrper und dessen Gesund⸗ 
heit, weitlaͤuftig aus einander gesetzt worden sind k). 
10) Seygegen Jedermann hoͤflich. Man muß gegen alle 
Menschen, nach Verschiedenheit des Standes, Alters und Amtes, eine 
gewisfe Ehrerdietigteit hegen, und diese durch Geberden und Worte 
auszudruͤcken suchen Man rede daher nie von Dingen, welche dem 
anderen ein unangenehmes et en oder/ weil er sie nicht 
verstehet, Langeweile machen. an richte sich in der Wahl erlaubter 
Vergnugungen und in gleichguüͤltigen Handlungen, mehr nach dem 
Wurnsche Anderer, als nach seinen eigenen Launen, und verlange nicht/ 
daß fich alle Leute nach uns bequemen sollen. Man rede nicht von 
Sachen, die man nicht verstehet und wird man daruͤber befragt, so 
gestehe man kieber seine Unwissenheit, als daß maän sich hiaterber laͤcher⸗ 
ich mache. Wenn Jemand redet, so unterbreche man ihn nicht duͤrch 
Zwischenreden. Denn dieses macht uns laͤstig, und beleidiget vorzg 
) Erzaͤhlung zoste. Philippens. VI. d. 
x) Erzaͤhlung 38, 43, oste.
	        
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