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28. Rätsel.
Ich kenne ein Tier, das hat immer einen Uamm bei sich,
und doch kämmt es sich nie. Es trägt den Kamm auf dem Kopfe
und hat doch keine Haare wie die kleinen Mädchen. An den
Füßen hat es einen Sporn; aber es ist doch kein Reitersmann.
Es hat eine Sichel und schneidet doch niemals Gras. Es badet sich
bisweilen, aber nicht im Wasser, sondern im Staube.
Wie das Cier spricht, wißt ihr alle. Einmal ruft es um Mitter⸗
nacht: „Kikeriki, es ist noch zu früh!“ Wenn es Morgen wird,
weckt es die Leute und ruft: „Kikeriki, es ist nicht mehr zu früh!“
Bei Tage stolziert es auf dem Bauernhofe umher und paßt
auf, ob es regnen will; da ruft es wieder: „LKikeriki!“
Damit das Tier aber noch besser sehen kann, wo der Wind
herkommt, und wo die Wolken ziehen, so haben die Leute es
auf den Kirchturm gestellt. Da steht es aber so hoch, daß wir es
niemals rufen hören. Ernst Quietmeyer.
29. Putze deine Zähne!
Als Helene Geburtstag hatte, lag unter ihren Geburts—
tagsgeschenken auch eine Zahnbürste. Nach dem Mittagessen zeigte
ihr die Mutter, wie man die Bürste gebrauchen muß. Helene
stellte sich gar nicht ungeschickt an und halta es bald gelernt.
Mit Eifer putzte sie nun jeden Mittag nach dem Essen und jeden
Abend vor dem Schlafengehen ihre Zähne und spülte den Mund
mit Wasser aus.
Als aber einige Wochen vergangen waren, ließ der Eifer
nach. Helene fing an, das Zähneputzen zu vernachlässigen.
Warum sollte sie sich auch jeden Tag die Muͤhe machen? War
es nicht eine ganz unnötige Arbeit? Immer seltener putzte sie
ihre Zähne. Schließlich hing die Zahnbürste ganz unbenutzt da
und war mit Staub bedeckt. —
Es war fast ein Jahr vergangen, und Helene freute sich
schon wieder auf ihren Geburtstag; da saß sie einmal am Fenster
und strickte. „Was ist das nur mit meinem Backenzahn?“ dachte
sie und betastete ihn wieder und immer wieder mit der Zunge.
Ja, jetzt fühlte sie es ganz deutlich, der Backenzahn hatle eine