158 Das Mittelalter.
Florenz. Ganz Toskana außer Siena und Lucca war unter die Botmäßigkeit
von Florenz gekommen. Sämtliche einflußreiche Familien der Stadt über-
ragten die der Medici, die ein großes Bankhaus besaßen. Seit dem
Jahre 1434 war Cosimo de' Mediei der tatsächliche Leiter der Stadt.
Festgefügt ward die Macht des neuen Fürstenhauses unter Lorenzo il
Magnifico (f 1492), dem Vater des späteren Papstes Leo X. Durch
die eifrige Pflege, die er der Kunst und Wissenschaft zu teil werden ließ,
wurde Florenz, wie es schon der Hauptgeldplatz Europas war, auch der
Brennpunkt des geistigen Lebens in Italien. Nicht lange nach Lorenzos
Hinscheiden wurden jedoch die Mediei vertrieben. Es wurde eine Volks-
Herrschaft aufgerichtet, unter der der feurige Dominikanermönch Girolamo
Savonarola den größten Einfluß hatte. Erschüttert von seiner gewaltigen
Rede, folgte das üppige Florenz seinem Rufe, Buße zu thuu und ein neues,
sittenstrenges Leben zu führen. Doch währte seine Macht nicht lange. Er
wurde an Papst Alexander VI. ausgeliefert, vor ein geistliches Gericht ge-
stellt und zum Feuertode verurteilt (1498). Schließlich wurde die Herr-
fchaft der Mediei wiederhergestellt.
Weitaus die mächtigste Handelsstadt im Mittelmeergebiete vor den
Eroberungen der Osmanen und der Entdeckung des Seeweges nach Indien
Venedig. (1498) war die stolze Lagunenstadt Venedig. Eine Zeit lang geboten
seine Amtleute in den Städten Jstriens und Dalmatiens sowohl wie in
Korsu, Kreta und zahlreichen festen Plätzen Moreas und der griechischen
Inselwelt. Als die Türken um sich griffen, schuf es sich zum Ersatz einen
bedeutenden Besitz auf dem Festlande (terra ferma), der außer Venetien
auch Brescia und Bergamo umfaßte. Als der letzte cyprifche König aus
dem Hause Lusignan gestorben war, wurde seine Witwe, die schöne Veneti-
anerin Katharina Cornäro, von der Heimatstadt an Kindes Statt an-
genommen, und die Erwerbung der Insel vorbereitet. Dieselbe erfolgte im
Jahre 1489. — Die Verfassung Venedigs, ursprünglich „aristokratisch",
nahm mehr und mehr „oligarchische" Gestalt an. Der Doge wurde in die
Stellung eines den Staat äußerlich vertretenden Präsidenten herabgedrückt.
Die thatsächliche Regierung übte der „Rat der Zehn" aus; drei Staats-
Inquisitoren wachten mit Hilfe einer vorzüglich ausgebildeten Polizei über
die Verfassung.
Unter den oberitalischen Herrschergeschlechtern nahmen die Grafen, dann
Savoyen. Herzöge von Savoyen eine hervorragende Stellung ein. Ihnen gehörte auch
Der Kirchenstaat. Piemont. Um jene Zeit fand auch der Kirchenstaat seine Ausgestaltung.
Den Grundstock desselben bildete die Pippinsche Schenkung. Während der
„babylonischen Verbannung" schien es, als solle alles verloren gehen.
Um so eifriger waren die Päpste seit der Mitte des 15. Jahrhunderts
bemüht, das Abhandengekommene zurückzugewinnen und neue Erwerbungen
zu machen. Sixtus IV. und Jnnoeenz VIII. verschmähten es nicht, Kriege
lediglich zu dem Zwecke zu führen, Familienglieder („Nepoten") mit Land
und Leuten auszustatten. Dieser „Nepotismus" überstieg alles Maß unter
Alexander VI. Borgia (—1503). Seine lasterhafte Tochter Lnerezia
Borgia vermählte er mit dem Herzog Alfons von Ferrara, einem Este;
Cesare Borgia, das Urbild eines gewaltsamen, aller Rücksicht und Scheu