Full text: Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten

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gereister Mann, den Staat, a. Er erleichterte die Schuldenlast 
des Volkes, indem er leichteres Geld prägen ließ, mit dem man 
die Schuld zahlen durfte, b. Er teilte das Volk nach dem Ver¬ 
mögen in 4 Klassen. Alle 4 Klassen, also alle Bürger, halten 
Teil an der Volksversammlung, die über alle wichtigen Fragen 
entschied. Dagegen hatten nur die Glieder der 3 obersten Klassen 
Zugang zum Rat der 400; und nur der obersten Klasse war die 
Würde der Archonten zugänglich. In dem Maße also, als es 
einem Athener gelang, seinen Wohlstand zu mehren, hatte er an 
der Leitung des Staates Anteil. Von Alters her bestand zudem 
noch der Areopag, der höchste Gerichtshof, der nun zugleich Aus¬ 
sicht über Gesetz und Sitten bekam, c. Auch Solon war auf eine 
gute Erziehung bedacht. Zwar ordnete in Athen der Staat 
nicht alles wie in Sparta selbst an; aber den Eltern wurde ihre 
Erziehungspflicht von Solon eingeschärft und der Areopag wachte 
darüber. Neben der Bildung des Körpers war man in Athen 
auch auf die Bildung des Geistes bedacht. Solon drang mit Ernst 
auf die Verehrung der Götter, er schärfte die Pflichten gegen die 
Eltern ein,,, milderte die Strafgesetze Drakons, bekämpfte Müssig- 
gang und Üppigkeit. 
3. Als Solon seine Gesetzgebung vollendet hatte, verließ er 
Athen und ging auf Reisen, nachdem er die Bürger hatte schwören 
lassen, 10 Jahre lang keins dieser Gesetze , zu ändern oder abzu¬ 
schaffen. Auf diesen Reisen soll er nach Ägypten, nach Eypern, 
nach Lydien zum reichen Krösus gekommen sein. Zurückgekehrt sand 
er neue Verwirrung und konnte es nicht hindern, daß der ehr¬ 
geizige Pisistratus ums Jahr 560 sich der Alleinherrschaft bemäch- 560. 
tigte und, obwohl zweimal vertrieben, sich doch bis zu seinem Tode 
behauptete. Der „Tyrann" übte übrigens seine Herrschaft mit 
Milde und Mäßigkeit aus, ließ die Einrichtungen Solons zum 
guten Teil bestehen, förderte Handel und Gewerbe, schmückte die 
Stadt mit schönen Bauten und pflegte die Poesie. Nach seinem 
Tode traten seine beiden Söhne anfangs in seine Fußstapfen, 
lenkten aber immer mehr in die Abwege der Tyrannen ein, bis 
der eine Hipparchus ermordet, der andere Hippias vertrieben 
wurde (510). Darauf wurde in Athen die Verfassung in der 
Weise umgestaltet, daß fortan alle Macht in der Hand des Volkes 
lag. Fortan wurden die Ämter durchs Los besetzt und, daß nie 
mehr die Gefahr einer Tyrannenherrschast wiederkehre, wurde das 
Scherbengericht (Ostrazismus) eingeführt. Wenn ein Mann so 
mächtig schien, daß er der Republik Gefahr bringen konnte, wurde 
mit Täfelchen abgestimmt und wenn 6000 Täfelchen seinen Namen 
trugen, mußte er aus 10 Jahre das Land verlassen, ohne Verlust, 
an Ehre und Vermögen.
	        
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