Geschichte der Kaiserzeit von Neros Tod bis Marcus Aurelius 68—180. 145
durch Münzverschlechterung sich Gewinn zu verschaffen suchte. Da
wurde in Spanien von den Soldaten der Statthalter Sulpicius
Galba erhoben; als auch die Prätorianer von Nero abfielen, ließ
er sich auf einem Landgut bei Rom von einem Sklaven töten; er
starb mit den Worten: Welch' ein Künstler stirbt in mir! ^
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B. Geschichte der itaifeqeif von Neros Tod bis
Marcus Kureüus 68 — 180.
§ 78. Galba, Otho, Vitellius. Galba war weder bei dem 68 Galba
Volke noch den Prätorianern beliebt; er wurde nach wenigen Monaten
durch eine Empörung gestürzt und an seiner Stelle Salvius Otho 69 Otho
erhoben. Schon vorher aber waren die germanischen Legionen ab-
gefallen und hatten den A. Vitellius zum Kaiser ausgerufen. Vitellius
Jn^Oberitalien siegte dieser über Otho"der sich darauf selbst den
Tod gab. Aber auch Vitellius blieb nur einige Monate im Besitze
der Gewalt; denn die im Orient stehenden Legionen erhoben den
Titus Flavius Vespasianus, der im Feldzug gegen die Juden
den Oberbefehl führte."Bei einer Empörung in Rom wurde Vitellius
erschlagen.
§ 79. Die Flavier 09 — 96. T. Flavius Vespasianus, der vespasianus
nunmehr den Thron'bestieg, stammte aus einer italienischen Land-
stadt; er war ein tüchtiger Soldat, ein Mann von nüchternem und
klarem Verstände, der durch eine strenge, pflichteifrige, sparsame
Regierung die erschütterte Staatsordnung wieder befestigte; besonders
stellte er in den Finanzen die Ordnung wieder her, so daß er im¬
stande war, bedeutende Bauten aufzuführen, dabei das Amphitheatrum
A'Iauianum (Kolosseum), das über SO000 Zuschauer faßte. Zur Zeit
seines Regierungsantritts wurden zwei Kriege geführt. Der ger-
manische Volksstamm der Bataver, der im Rheindelta wohnte, hatte
sich unter Führung des'Claudius Civilis erhoben; der Ausstand ver¬
breitete sich bis nach dem mMeren^Tallien, wurde aber 71 durch n
Vertrag beendigt, i Zu einer furchtbaren Katastrophe dagegen führte
die Empörung der Juden: durch schwere Steuern hart gedrückt, von Jüd. Krieg
einer nationalen, glaubenseifrigen Partei aufgereizt, hatten sie sich 66—70
gegen den römischen Prokurator (Landpfleger) erhoben; nachdem
Vespasian Galiläa und die Umgebung des von wilden Parteikämpfen
zerrissenen Jerusalem erobert hatte, übernahm sein Sohn Titus den
Oberbefehl, schloß die Stadt ein, in der nun die schrecklichste Hungers-
not wütete, und zerstörte sie. 70
Nach seines Vaters Tode bestieg Titus den Thron, der bisher Titus 79—8i
ein Leben des Genusses geführt hatte, in seiner kurzen Regierung aber
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte. I. Teil. 10