Sigismund 1411—1437.
101
Spaniern, zunächst die Papstwahl durchzusetzen. Der neugewähltc Papstwahl.
Papst Martin V. aus dem römischen Adelsgeschlecht Colonna schloß
das Konzil bereits 1418, nachdem er unwesentliche Zugeständnisse i4is.
gemacht hatte. So blieb die Aufgabe der Reform ungelöst.
§ 100. Die Hussitenkriege. Die Verbrennung von Huß hatte Die Hutten-
in Böhmen eine starke religiöse Erregung hervorgerufen. Als auf 1419-1434.
die Nachricht von einem hussitischen Aufruhr Wenzel vom Schlage Tod^Wenzels
getroffen wurde und starb, wurde sein Bruder Sigismund von den
Böhmen nicht als Nachfolger anerkannt. Die Hussiten zerfielen in Die Hussit-n.
Parteien: die gemäßigte Partei der Kalixtiner, welche vornehmlich
den Adel, die Besitzenden und die Universität umfaßte, stellte rein reli-
giöse Forderungen auf, vor allem die des Kelchs beim Abendmahl; die
extreme Partei, deren Stützpunkt die neugegründete Stadt Tabor wurde,
und die sich Taboriten nannte, vertrat daneben den nationalen Haß
gegen das Deutschtum und kommunistische Bestrebungen; sie verlangte
die Aufrichtung einer theokratischen Republik und der Gütergemein-
schaft. Im Inneren gespalten, waren die Tschechen nach außen einig.
Sie fanden in Johann Ziska einen Feldherrn, der aus den fana-
tischen Bauern ein sestgegliedertes und diszipliniertes Heer schuf, das
teilweise mit Dreschflegeln bewaffnet war und sich durch Wagen-
bürgen deckte. Nach seinem Tode traten die beiden Prokope an
die Spitze der Hussiten.
Die Kreuzheere, die gegen sie aufgeboten wurden, erlitten furcht-
bare Niederlagen, so bei Deutsch-Brod und bei Taus. Das Reich
konnte sich bei dem völligen Verfall seines Heerwesens nicht einmal
der Einfälle der Hussiten erwehren, die unter furchtbaren Plün-
derungen die Nachbarlande verheerten und bis zur Ostsee vordrangen.
So trat denn das damals in Basel tagendeKonzil mit ihnen in Ver-
Handlungen: diese führten dazu, daß mit den Kalixtinern die „Prager gg*
Kompaktsten" abgeschlossen wurden, in denen ihnen unter anderem 1434-
der Kelch beim Abendmahl zugestanden wurde. So wurde die Ein-
heit der universalen Kirche durchbrochen; Böhmen erhielt eine Landes-
kirche. Der Widerstand der Taboriten wurde von den Gemäßigten
in der Schlacht bei Böhmisch-Brod gebrochen. Zwei Jahre später Bausch-
zog Sigismund in Prag ein; ein Jahr darauf starb er. 1437.