Die Umwandlung des Heer- und Staatswesens.
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Jahrhunderts erwähnt werden, ein Umschwung herbeigeführt; die Hand-
feuerwaffen dagegen waren zunächst sehr unbehilflich, und so blieb die
Hauptwaffe der Landsknechte der Spieß, und erst gegen Ende des
IC. Jahrhunderts erscheinen sie etwa zur Hälfte mit Musketen bewaffnet.
Das Wesentliche ist vielmehr der Verfall der Vasallenreiterei,
die sich dem Fußvolk nicht mehr gewachsen zeigte und überdies sich der ^
Wehrpflicht mehr und mehr entzog, und das Aufkommen des Söldner- Söldner-
wesens. Dieses wurde aber ermöglicht durch die Ausbildung der
Geldwirtschaft und des Steuerwesens.
Die stehenden Heere wurden das Mittel, um trotzige Stände, Begründung
zumal den Adel niederzuwerfen und ihre Privilegien zu vernichten, ^ismus.'
In Italien, wo die Geldwirtschaft sich am frühesten entwickelt hatte,
bildete sich auch zuerst der fürstliche Absolutismus aus; man denke
an Friedrich II. und die Tyrannen des 14. und 15. Jahrhunderts.
In Frankreich wurde, nachdem Karl YII. das stehende Heer geschaffen,
Ludwig XI., in Spanien Ferdinand der Katholische, in England
Heinrich YII. der Begründer der absoluten Staatssorm. In Deutsch-
land gelang es der kaiserlichen Gewalt nicht die ..Libertät" der
Fürsten zu bezwingen, die sich vielmehr ihrerseits in ihren Territorien
zu absoluten Herrschern entwickelten.
Die Bedeutung des Absolutismus besteht vornehmlich darin, Ausbildung
daß er an Stelle der politischen Dezentralisation, wie sie das Er- etntjeü.
gebnis der mittelalterlichen Entwickelung gewesen war, ein einheit-
liches Heerwesen, eine einheitliche Verwaltung und eine einheitliche
Wirtschaft gesetzt und fo, abgesehen von Deutschland und Italien,
nationale Staaten geschaffen hat. Die absoluten Herrscher des Entw^ung
16. und 17. Jahrhunderts ordneten dabei die Interessen des Staates tismus.
denen ihrer fürstlichen Gewalt — so besonders Ludwig XIV. ,
teilweise, wie besonders Philipp II., zugleich denen der katholischen
Kirche unter; der „ausgeklärte Absolutismus" des 18. Jahrhunderts,
den vor allem die preußischen Könige vertreten, stellte dagegen das
Königtum in den Dienst des Staats.
Die Wissenschaft und Kunst der Renaissance.
§ 112. Humanismus und Renaissance in Italien. In Italien, ^Snbtou
wo die ersten Beispiele moderner Staatswesen auftreten, ist auch die
neue, individualistische Weltanschauung entstanden. Unter den
Italienern jener Zeit finden wir einerseits Persönlichkeiten, die sich
von allen Schranken der Sittlichkeit losgesagt haben, so schon Ezze-
lino, so viele der städtischen Tyrannen, so Papst Alexander YI. u. a.,
andererseits großartige, frei entfaltete Künstlernaturen, die harmonisch
abgeschlossene Gestalt Raffaels, die gewaltige Subjektivität Michel-
angelos, das universale Genie Lionardos.