Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

Die Umwandlung des Heer- und Staatswesens. 
119 
Jahrhunderts erwähnt werden, ein Umschwung herbeigeführt; die Hand- 
feuerwaffen dagegen waren zunächst sehr unbehilflich, und so blieb die 
Hauptwaffe der Landsknechte der Spieß, und erst gegen Ende des 
IC. Jahrhunderts erscheinen sie etwa zur Hälfte mit Musketen bewaffnet. 
Das Wesentliche ist vielmehr der Verfall der Vasallenreiterei, 
die sich dem Fußvolk nicht mehr gewachsen zeigte und überdies sich der ^ 
Wehrpflicht mehr und mehr entzog, und das Aufkommen des Söldner- Söldner- 
wesens. Dieses wurde aber ermöglicht durch die Ausbildung der 
Geldwirtschaft und des Steuerwesens. 
Die stehenden Heere wurden das Mittel, um trotzige Stände, Begründung 
zumal den Adel niederzuwerfen und ihre Privilegien zu vernichten, ^ismus.' 
In Italien, wo die Geldwirtschaft sich am frühesten entwickelt hatte, 
bildete sich auch zuerst der fürstliche Absolutismus aus; man denke 
an Friedrich II. und die Tyrannen des 14. und 15. Jahrhunderts. 
In Frankreich wurde, nachdem Karl YII. das stehende Heer geschaffen, 
Ludwig XI., in Spanien Ferdinand der Katholische, in England 
Heinrich YII. der Begründer der absoluten Staatssorm. In Deutsch- 
land gelang es der kaiserlichen Gewalt nicht die ..Libertät" der 
Fürsten zu bezwingen, die sich vielmehr ihrerseits in ihren Territorien 
zu absoluten Herrschern entwickelten. 
Die Bedeutung des Absolutismus besteht vornehmlich darin, Ausbildung 
daß er an Stelle der politischen Dezentralisation, wie sie das Er- etntjeü. 
gebnis der mittelalterlichen Entwickelung gewesen war, ein einheit- 
liches Heerwesen, eine einheitliche Verwaltung und eine einheitliche 
Wirtschaft gesetzt und fo, abgesehen von Deutschland und Italien, 
nationale Staaten geschaffen hat. Die absoluten Herrscher des Entw^ung 
16. und 17. Jahrhunderts ordneten dabei die Interessen des Staates tismus. 
denen ihrer fürstlichen Gewalt — so besonders Ludwig XIV. , 
teilweise, wie besonders Philipp II., zugleich denen der katholischen 
Kirche unter; der „ausgeklärte Absolutismus" des 18. Jahrhunderts, 
den vor allem die preußischen Könige vertreten, stellte dagegen das 
Königtum in den Dienst des Staats. 
Die Wissenschaft und Kunst der Renaissance. 
§ 112. Humanismus und Renaissance in Italien. In Italien, ^Snbtou 
wo die ersten Beispiele moderner Staatswesen auftreten, ist auch die 
neue, individualistische Weltanschauung entstanden. Unter den 
Italienern jener Zeit finden wir einerseits Persönlichkeiten, die sich 
von allen Schranken der Sittlichkeit losgesagt haben, so schon Ezze- 
lino, so viele der städtischen Tyrannen, so Papst Alexander YI. u. a., 
andererseits großartige, frei entfaltete Künstlernaturen, die harmonisch 
abgeschlossene Gestalt Raffaels, die gewaltige Subjektivität Michel- 
angelos, das universale Genie Lionardos.
	        
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