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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 —1648.
deutsches Reichsheer herannahte, zu dem auch die Protestanten Truppen
gestellt hatten, zog Suleiman wieder ab.
Karl V. und der Protestantismus von 1529 —1532.
§ 125. Noch vor dem Abschluß des Damenfriedens hatte Karl
eine sehr schroffe Stellung gegenüber der neuen Lehre eingenommen.
Reichstagvon Auf einem zweiten Reichstag zu Speier wurden zwar die For-
Speier 1529. Gerungen des Kaisers nicht in ihrer ganzen Schärfe angenommen, jedoch
wurde jede weitere Neuerung in religiösen Dingen untersagt. Dem
gegenüber reichten eine Reihe evangelischer Fürsten und Städte eine
Protestation ein; daher stammt ihre Bezeichnung als Protestanten.
1530 erschien nun der Kaiser selbst in Deutschland und berief
einen Reichstag nach Augsburg. Hier übergaben ihm die protestan-
Die Augs- tischen Fürsten die Augsburgische Konsession; Melanchthon, welcher
6fefi?ni529.= in Augsburg anwesend war, während sich Luther auf der Feste Coburg
befand, hatte sie in dem Sinne abgefaßt, daß er den Zusammen-
hang mit der alten Kirche möglichst betonte, das Trennende zurück-
treten ließ. Vier schwäbische Städte, die der Lehre Zwinglis zuneigten,
überreichten ein eigenes Bekenntnis, die Confessio Tetrapolitana. Von
der Gegenpartei wurde eine Confutatio verlesen, bei deren Abfassung
besonders Eck beteiligt war. Die Verhandlungen scheiterten, obwohl
Melanchthon zu weitgehenden Zugeständnissen bereit war; aus das
Gebot des Kaisers, der Gehorsam verlangte, antworteten die Prote-
stanten durch Überreichung einer Apologie und eines Protestes und
verließen sodann den Reichstag. Da sie nunmehr einen Angriff des
Kaisers befürchten mußten, traten sie in dem darauffolgenden Winter
Der schmal- zudem schm alkaldischen Bunde zusammen; es waren Kursachsen,
bunI? wo 1532 auf Kurfürst Johann sein Sohn Johann Friedrich folgte,
Hessen, Lüneburg, Braunschweig, Anhalt, Mansfeld und eine große
Anzahl von Reichsstädten, dabei Magdeburg, Bremen, Lübeck, Ulm,
Straßburg, Constanz.
Zwinglis Tod 1531 erlitt der Protestantismus zwar eine Niederlage durch
153L den Sieg, den die schweizerischen Urkantone über die Züricher bei
Kappel erfochten; dort fiel Zwingli. Aber an einem umfassenden An-
griff gegen die Protestanten wurde der Kaiser wiederum durch die Ver -
Hältnisse der europäischen Politik verhindert, besonders durch die von
neuem drohende Gefahr eines Türkeneinfalls. Vielmehr trat er mit
Der Nürn- ihnen in Verhandlungen ein, die zu dem Abschluß des Nürnberger
^gionsfriede' Religionsfriedens führten: bis zu einem Konzil sollten alle Stände
1532. Frieden miteinander halten.
Der Türken- Dem starken Reichsheere, das jetzt aufgestellt wurde, trat
krieg 1532. Suleiman nicht entgegen, sondern ging wieder zurück; freilich blieb
ein großer Teil Ungarns in seinen Händen.