Karl V. und die Reformation vom schmalkaldischen Kriege an.
137
§ 129. Jürgen Wullenwever und die letzte Erhebung der Hansa.
In diese Zeit voller Gärung und Erregung fällt der verwegene
Versuch des Lübecker Bürgermeisters Jürgen Wullenwever, der
mit Hilfe einer demokratischen Strömung in der Bürgerschaft empor-
gekommen war, die erschütterte Macht der Hansa im Norden wieder
herzustellen. Er benutzte den Tod des dänischen Königs Friedrich I.
zum Kriege gegen Dänemark; eine lübische Flotte nahm Kopen-
Hägen; zugleich gelang es ihm einen gewaltigen Aufstand der dänischen 1534.
Bauern zu entfachen. Aber Wullenwevers Kräfte waren auf die
Dauer nicht groß genug. Als er Mißerfolge hatte, wurde er in
Lübeck gestürzt. Auf einer Reise fiel er in die Hand des Erzbischoss
von Bremen, dessen Bruder, der Herzog von Braunschweig, ihn
hinrichten ließ. 1Z37.
Karl Y. und die Reformation vom schmalkaldischen Kriege bis
zum Augsvurger Rcligionsfrieden 1546 — 1555*
§ 180. Der schmalkaldische Krieg und das Interim. Karl V.
hatte, während ihn die auswärtige Politik in Anspruch nahm, mehr-
fach den Versuch zu einer gütlichen Einigung mit den Protestanten
gemacht. Unter den Religionsgesprächen, die abgehalten wurden, Religions-
ist besonders bedeutsam das von Regensburg, wo selbst der päpst- Regensburg
liche Legat, Kardinal Contarini, sich sehr maßvoll zeigte; in der 154L
Rechtfertigungslehre gelangte man damals zu einer Einigung, freilich
nicht in der Abendmahlslehre und in anderen Fragen. Seit aber
Karl die Kriege mit Frankreich und den Türken beendet hatte, war
er ganz erfüllt von dem Gedanken durch Niederwerfung der schmal-
kaldischen Verbündeten zugleich die religiöse und die politische Oppo-
sition im Reiche zu ersticken. In jenen Tagen starb Martin Luther Luthers Tod
am 18. Februar 1546 zu Eisleben, wohin er sich begeben hatte, 18-öe6r-1546-
um in einem Streit der Grafen von Mansfeld zu vermitteln.
Karl verstärkte seine Stellung durch ein Bündnis mit dem
Papste Paul III., der kurz vorher das Konzil zu Trient eröffnet
hatte; wichtiger noch war es, daß Herzog Moritz von Sachsen,
dem er u. a. Aussicht aus die Kurwürde und die ernestinischen Lande
eröffnete, in einem geheimen Vertrag auf seine Seite trat. Aller- Der schmal-
dings waren die Schmalkaldener dem Kaiser anfangs an Truppen-
macht weit überlegen; aber da es ihnen an einem einheitlichen Ober-
besehl mangelte, so kam es nicht zu entscheidenden Erfolgen. Der
Befehlshaber der von den oberdeutschen Städten gestellten Truppen,
Sebastian Schärtlin, nahm zwar die Stadt Füssen und die Ehren-
berger Klause; da er aber wieder zurückberufen wurde, so konnten 1546.
die italienischen Truppen, die der Kaiser im Widerspruch zu seiner