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Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519 — 1648.
Dichter bedeutend, als feuriger Agitator hervorragte, schloß den so-
1566. genannten „Kompromißdem sich bald Tausende anschlössen. Ein
bewaffneter Aufzug fand in Brüssel statt, wobei der Regentin eine
Bittschrift überreicht wurde; das Wort eines Höflings „ce n'est
qu'un tas de gueux" gab Anlaß zur Entstehung des Parteinamens
„Geusen". Jetzt machte Philipp einige Zugeständnisse; aber schon
Volks- erfaßte die Bewegung das niedere Volk, das unter der Leitung von
erhebung. calvinistischen „Prädikanten" in Antwerpen und anderen Städten
Flanderns die Kirchen erstürmte und die Bilder zerstörte. Der Auf-
stand wurde zwar von Egmont und Oranien selbst niedergeschlagen,
von ersterem mit ziemlicher Härte. Aber Philipp war jetzt entschlossen
auf das strengste einzuschreiten und sandte den Herzog Alba mit
10000 Mann. Vor seiner Ankunft verließ Oranien die Nieder-
lande. Bald nachher gab Margarete ihren Posten auf.
1567^—1573 § 137. Albas Statthalterschaft 1567—1573. Alba begann mit
~ der Verhaftung des Grafen Egmont und des Admirals Grafen Hoorn;
er setzte sodann einen Ausnahmegerichtshof ein, den „Rat der Un-
ruhen", den das Volk wegen der zahlreichen Hinrichtungen, die er ver-
1568. fügte, den Blutrat nannte. Als darauf Oranien und sein Bruder
Ludwig von Nassau mit Truppen in die Niederlande einfielen, ließ
er Egmont und Hoorn auf dem Markte zu Brüssel hinrichten; und
wirklich wurde die Bevölkerung so eingeschüchtert, daß keine Stadt
es wagte Oranien aufzunehmen. So scheiterte sein Zug.
Albas Pläne. Alba war gekommen, um die ständischen Freiheiten der Nieder-
länder zu vernichten, um dem Protestantismus ein Ende zu machen,
endlich um die Reichtümer der Provinzen noch stärker als bisher für
Spanien nutzbar zu machen, dessen Finanzen sich fast immer in Zer-
rüttung befanden. So führte er denn hohe indirekte Steuern ein,
die auf dem Handelsverkehr schwer lasteten. Die Folge war ein all-
gemeines Stocken der Geschäfte und massenhafte Auswanderung.
Tuchfabrikanten und -arbeiter zogen in Menge nach England hinüber;
andere Vertriebene beinannten Schiffe und machten die Küsten un-
Albas sicher. Als diese sogenannten „Wassergeusen" das Städtchen Briel
Mißerfolg. un^ hald daraus Vließingen überfielen, erhoben sich Holland und See-
land, erkannten, ohne sich indessen von Spanien loszusagen, Oranien
als ihren Statthalter an, und es gelang ihnen gegen Alba ihre Un-
abhängigkeit zu behaupten. Da rief Philipp diesen in Ungnade ab;
Albas grausame Härte hatte es verschuldet, daß aus einer Adels-
Verschwörung eine Volksbewegung von zugleich nationalem und pro-
testantischem Charakter geworden war.
§ 138. Der Befreiungskampf bis zur Unabliüngigkcitscrklärung.
1573—1576. Auf Alba folgte als Statthalter Don Luis de Requefens y