Dwkletian und Konstantin.
151
rechnung, teils auch Aberglaube bestimmten ihn, für das Christentum
einzutreten. Erst auf beut Sterbebette ließ er sich taufen.
Seitdem ward das Christentum zur Staatsreligion. Der Ver-
such des Kaisers I u l i a n u s (Apostata), des .,Romantikers auf dem J»un"
Throne der Cäsaren", dem Heidentum neues Leben einzuflößen, blieb
ohne Erfolg; nach kurzer Regierung fand er 363 den Tod auf einem
Feldzug gegen die Perser.
Als Reichs kirche trat das Christentum in engste Beziehung Reichskirche
zu denl universalen Staat, mit dem es den universalen, über die
Rationell hinausreichenden Grundgedanken gemein hatte. Es konnte
nicht ausbleiben, daß diese Umwandlung eine gewisse Veränßerlichung,
das Hervortreten weltlicher Interessen, persönlicher Ränke, erbitterter
Parteistreitigkeiten zur Folge hatte. Andrerseits konnte setzt das Chri¬
stentum in hohem Maße das öffentliche Leben beeinflussen, das durch
die große Ausdehnung der christlichen Liebestätigkeit und des christ-
liehen Almosenwesens, durch die Schöpfung der verschiedenartigsten
Wohltätigkeitsanstalten einen ganz neuen Charakter annahm.
Schon vorher hatte die Verfassung der Kirche ihre eigen-
artige Form angenommen. Ein Priesterstand (Klerus) hatte sich gegen-Syn^al.
über dem Stande der Laien gebildet und nahm sür sich allein das Recht
des Lehramts und kirchlicher Handlungen in Anspruch. Er gliederte
sich in mehrere Stufen. An der Spitze der Gemeinden stanben Bischöfe,
die für Nachfolger der Apostel galten und die Tradition der Kirche ver-
traten. Die Bischöfe einer Provinz traten zu S y n o b e n zusammen;
eine Vorrangstellung erwarb ber Metropolitalibischof. Den
Bischöfen von Rom, Konstantinopel, Alexandrien und Antiochien wurde
als Patriarchen ein besonderes Ansehen zugesprochen; unter ihnen
nahm der r ö nl i s ch e B i s ch o f weil die römische Gemeinbe nach ber
Überlieferung von betn „Apostelsürsten" Petrus gegründet war, noch
mehr weil Rom noch immer für bte Hauptstabt ber Welt galt, schon
bamals bie erste Stelle ein nnb verteibigte sie mit Erfolg gegen bie
Ansprüche bes Bischofs der neuen Hauptstadt Konstantinopel.
Indessen wcir der Zug der Weltflucht und der Askese, der imMönchtu»,
Christentum früh aufgetreten war, nicht verloren gegangen, sondern
führte eben jetzt zur Entstehung des E r e tu 11 e n t u m s und des
M ö n ch t u m s. Als der erste Eremit wird Antonius genannt,
der sich im 3. Jahrhundert in die Wüste Oberägyptens zurückzog, und
dem viele dorthin folgten. Im 4. Jahrhundert gründete Pachomius
auf einer Nilinsel das erste Kloster.